Auszug aus dem Buch "Frauen lassen Frauen nicht im Regen stehen" | 1. Teil: Epilog - Der Anfang - Einige Beispiele

Julia Onken, 27.12.2019

Frauen lassen Frauen nicht im Regen stehen
Frauen lassen Frauen nicht im Regen stehen

Epilog

Vor mehr als 20 Jahren habe ich zusammen mit Frauen aus dem Umfeld des Frauenseminars Bodensee den Verein «Bildungsfonds für Frauen» gegründet. Dieses Jubiläum war Anlass, zu feiern, inne zu halten,  zurückzublicken und sich zu fragen, was wir in dieser Zeit erreicht haben – ob wir unsere Anliegen umsetzen konnten und wir unser Ziel, Frauen in ihren Bildungsprojekten zu unterstützen, nicht aus den Augen verloren haben, uns in Erinnerung zu rufen, weshalb wir diesen Verein vor mehr als 20 Jahren überhaupt gegründet hatten. Natürlich könnte ich die vielen Geschichten des Vereins erzählen, er ist aber untrennbar mit meiner Biografie verwoben. Deshalb werde ich in der Folge auch aus meinem Leben erzählen, denn ohne meine eigenen Erfahrungen wäre mir die erschwerte Ausgangslage der Frauen erst gar nicht aufgefallen, in der sich Frauen lange befanden – und es noch immer tun.

Das Engagement, sich für Frauen einzusetzen, die sich trotz fehlenden Mitteln bilden und weiterbilden wollen, Frauen mit Hilfe von anderen Frauen helfen zu wollen, geht auf meine eigenen Erfahrungen zurück. Denn ich habe früh gelernt: Auf Frauen ist Verlass, Frauen lassen Frauen nicht im Regen stehen.

Der Verein «Bildungsfonds für Frauen» ist auch mit dem Frauenseminar Bodensee verknüpft, das bereits seit über 30 Jahren besteht. Ohne Frauenseminar gäbe es keinen Bildungsfonds, und auch dessen Gründung ist mit mir verwoben. Es führt zu meinem ersten Buch zurück: «Feuerzeichenfrau», das mich völlig unerwartet auf die Bestsellerliste hievte und mich quasi über Nacht zur Bestseller-Autorin machte. Das Buch gründet in einem Dilemma, das die meisten Frauen kennen: den Wechseljahren. Es sind die gefürchteten Jahre im Leben der Frau, die sie mit einem Schlag ins Jenseits der Weiblichkeit katapultieren, weder Fisch noch Vogel, weder jung noch alt, aber ausgemustert. Mit 42 Jahren landete auch ich in der verschmähten «Abänderung», in einer Lebensphase also, in dem das Ausbleiben der Menstruation eher auf hormonelle Veränderungen verweist statt auf eine Schwangerschaft. Dazu kam, dass ich in dieser Zeit frisch geschieden war und ich mich mit den für viele Frauen üblichen finanziellen Problemen herumzuschlagen hatte. Meine neue Liebe – elf Jahre jünger als ich, was vor einigen Jahrzehnten beinahe undenkbar und ein Stein des Anstosses war – verlieh meinem Leben ebenfalls nicht unbedingt den Anschein einer geordneten Existenz. So oder so: Ich blickte in diesen Tagen in eine eher düstere Zukunft. Aber eines war mir klar, ich wollte mich nicht unterkriegen lassen. 

Ich habe später viele Frauen begleitet, die wie ich in solchen Fallen sassen, sich erst die Kompetenzen aneignen wollten und mussten, um zielsicher und selbstbewusst das Steuer ihres Lebens in die Hand zu nehmen. Ich stellte fest, dass sich meine Geschichte im Leben der Frauen mehr oder weniger ausgeprägt wiederfindet. Ich kannte die Sackgassen, in denen sie hineingeraten waren nur allzu gut und wusste, was Frauen zu leisten und mit welchen Hypotheken sie sich auseinanderzusetzen haben – und wie es dennoch gelingen kann, zu sich selbst zurückzufinden und frei, selbst und sicher sein Leben zu gestalten.

Dabei spielt der Aspekt Bildung, im weitesten Sinne gefasst, eine entscheidende Rolle. Ist es Frauen nicht möglich, einem systematischen Bildungs- und Ausbildungsplan zu folgen, kommt irgendwann der Zeitpunkt, da sich diese Lücken offenbaren – und ihnen die sogenannte gebrochenen Bildungsbiografien zu schaffen machen. Gehört es für einen jungen Mann selbstverständlich zur Lebensplanung, alles daran zu setzen, finanziell unabhängig zu werden, spielt dieser Faktor für Frauen – Emanzipation hin oder her – noch immer keine ausschlaggebende Rolle. Das hat sich bis zum heutigen Tag nicht geändert: Viele junge Frauen erträumen sich ihr Dasein als Familienfrau. Eine jüngst stattgefundene Befragung in einer österreichischen Mädchen-Abschlussklasse zeigte ein deutliches Ergebnis: Mehr als die Hälfte sieht keine Notwendigkeit, einen Beruf zu erlernen, sondern träumt sich an der Seite eines Mannes, der für sie aufkommt. Damit setzt sie auf das falsche Pferd. Mittlerweile wird bald jede zweite Ehe geschieden, dieses Modell ist folglich viel zu riskant, um darauf eine sichere Zukunft aufzubauen. Stellen wir uns vor, jedes zweite Auto würde auseinanderkrachen, wir würden lieber zu Fuss gehen, als sich einem solchen Risiko auszusetzen!

Erzählen ältere Frauen, dass es in ihrer Herkunftsfamilie hiess. «als Mädchen wirst du eh heiraten und brauchst deshalb nichts zu lernen», denken wir oft mit Bedauern an diese schreckliche Vergangenheit zurück und vergessen dabei, dass sich dieses Denken wie Zecken in unseren Mustern eingenistet hat.

Irgendwann machen sich all die kleinen und grossen Katastrophen bemerkbar – unabhängig, ob Frauen eingebettet sind im Rundumfamilienglück oder bereits alleinerziehend leben. Dann stellt sich ihnen mit aller Wucht die Frage: «War das alles?» Damit melden sich jene Bedürfnisse, die lange erfolgreich verdrängt worden waren und nun nach Wachstum streben. Wer sich über lange Zeit in den Dienst anderer stellt, wie dies Frauen häufig tun, wenn sie sich um Kinder und um Familie zu kümmern haben, tut sich aber schwer damit, genau beschreiben zu können, wie sich dieses Bedürfnis stillen lässt, was genau zu tun ist, auch wenn man eines ganz genau weiss: «So kann es nicht weitergehen». Wo also kann sich Frau in solchen Momenten orientieren? Wie findet sie weiterführende Möglichkeiten für Bildungsprojekte und vor allem, mit welchen Mitteln?

Die Motive, die zur Gründung des Vereins führten, lagen also auf der Hand. Es ging nur noch darum, sie umzusetzen. Nun feiern wir das 2o-jährige Jubiläum. Und wir blicken auf eine Zeit zurück, die uns einiges an unermüdlichem Durchhaltewillen abforderte uns aber auch gleichzeitig immer wieder Erfolge vor Augen führte: denn  Frauen lassen Frauen nicht Regen stehen.


Der Anfang

Es war ein grosser Tag!

Am 27. November 1998 wurde der Verein «Bildungsfonds für Frauen» gründet. Endlich konnte ich die Idee umsetzen, die mir seit Jahren vorschwebte: Frauen in ihren Bildungsprojekten finanziell zu fördern und zu unterstützen. Bereits zur Gründung des Vereins erhielten wir eine grosszügige Spende, die uns ermöglichte, unverzüglich mit Förderbeiträgen oder zinslosen Darlehen Bildung zu ermöglichen. Den Vereinszweck und die Zweckerfüllung hatten wir in den Statuten wie folgt definiert:

1)      Zweck des Vereins ist es, die Persönlichkeitsentwicklung von Frauen sowie deren berufliche Qualifikationen zu fördern. Die Förderung soll feministische Positionen in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft stärken.

2)       Über Art und Umfang der finanziellen Unterstützung entscheidet der Vereinsvorstand unter Berücksichtigung des Vereins- zwecks in freiem Ermessen. Ein Rechtsanspruch auf Unterstützung besteht – auch für Vereinsmitglieder – nicht und kann auch nicht aus der Förderung gleichartiger Vorhaben abgeleitet werden.

Nach Gründung des Vereins erhielten wir zahlreiche Anträge, die  zu bearbeiten und zu beantworten nicht immer einfach waren. Anträge, die nicht dem Vereinszweck entsprachen, mussten zurück- gewiesen werden, wir legten aber grossen Wert darauf, Absagen derart zu formulieren, dass sie nicht verletzend oder entmutigend waren. Aber manchmal wunderten wir uns schon über Anfragen, wie zum Beispiel über jene einer ausgebildeten  Gymnasiallehrerin, die ein Darlehen beantragte, um eine Bauchtanzausbildung zu machen, oder die einer leitenden Bankangestellten, die sich in In- dien eine Ausbildung für geistiges Heilen qualifizieren wollte. Wir beurteilten Gesuche stets nach dem gleichen Masstab: ob mit der Unterstützung des Vereins eine zukünftige berufliche Positionierung verbessert oder überhaupt erst ermöglicht werden kann. Wir gingen davon aus, wer es mit einer Ausbildung zur Lehrerin oder Kauffrau nicht schafft, wirtschaftlich für sich aufzukommen und eine den persönlichen Neigungen  entsprechende  Weiterbildung zu finanzieren, wird es wohl auch mit zusätzlichem Hüftschwung und Geistheilen nicht schaffen. Diese Bearbeitungen fanden in der Regel an Sonntagen statt, stets in freundschaftlicher Atmosphäre, flankiert von angeregten Diskussionen, Spaziergängen mit Hunden am See – alles klar ehrenamtlich.

Nach einigen Jahren erweiterten wir die Statuten und fügten dem Vereinszweck ergänzende Betätigungsfelder hinzu. Der Ver- ein soll:
a.       Forschungsprojekte zur Stellung der Frauen im Berufsleben
und der damit zusammenhängenden Persönlichkeitsentwicklung initiieren und publizieren.
b.       Bildungsprojekte an geeignete Bildungssituationen und Personen vergeben.
c.       Nutzungsrechte oder Lizenzen für Bildungszwecke erwerben.

Zur Erfüllung dieses Zwecks organisiert der Verein Informations- und Bildungsveranstaltungen, er bietet Beratung und Supervision an und gewährt Frauen finanzielle Unterstützung und/oder zins- lose Darlehen zu konkreten Bildungsvorhaben, die dem Vereins- zweck entsprechen. Dabei soll die wirtschaftliche Situation sowie ihre bereits erworbenen Kompetenzen und Berufsabschlüsse der  zu fördernden Frauen berücksichtigt werden. Die Unterstützung wird Vereinsmitgliedern und Nichtmitgliedern in gleicher Weise gewährt. Für Vereinsmitglieder führt der Verein spezielle Weiterbildungskurse zu ermässigter Kursgebühr durch.

Normalerweise wird ein Verein von Vereinsmitgliedern getragen: Je mehr Mitglieder, umso grösser die finanziellen Möglichkeiten. Deren Beiträge sorgen dafür, dass Ausbildungskosten finanziert oder zinslose Darlehen ausgegeben werden können und die Kosten für den administrativen Geschäftsgang sichergestellt sind. In unserm Verein war es aber nicht so. Wir zählten in Spitzenzeiten rund siebzig Personen, lange Zeit waren es gerade mal dreissig. Es gehört dazu, dass selbst Frauen, die vom Verein unterstützt wurden, uns hinterher schnell vergessen. Es gehört auch dazu, dass sich manche Frauen nicht solidarisch fühlen mit andern, die unter anderem überzeugt verkünden, sie könnten nie in einem Frauenteam arbeiten, da sie mit Frauen nicht gut auskommen. An diese weibliche Entsolidarisierung habe ich mich längst gewöhnt, weiss, was sie zu bedeuten hat. Dahinter steckt ein ernst zu nehmendes Problem.

Denn wenn eine Frau andere Frauen nicht mag, sagt sie damit etwas über den Umgang mit sich selbst aus – und befindet sich  in einer bedauernswerten, selbstentwertenden Herabsetzung. Die Begründung für das eigenartige Verhalten ist einfach: Diese Frauen wollen mit den Verliererinnen der Gesellschaft nichts zu tun haben und distanzieren sich von ihnen. Sie identifizieren sich lieber mit Gewinnern – was sogar verständlich ist. Erhebungen zeigen tat- sächlich: Zwar verrichten Frauen zwei Drittel der Weltarbeit, kassieren dafür aber nur 10 Prozent des gesamten Lohnvolumens, und lediglich ein Prozent des Weltvermögens liegt in weiblichen Hän- den. Diese Zahlen schrecken ab. Deshalb wollen sich viele Frauen intuitiv nicht mit den Verliererinnen solidarisieren, sie übernehmen eine männliche Sichtweise und bewerten andere Frauen aus deren Perspektive.

Darüber rege ich mich schon lange nicht mehr auf und weiss, dass ich daran nichts ändern kann – bedauern tue ich diese Einstellung trotzdem. Mögen andere getrost denken, Frauen seien hinterhältig, neidisch und schlecht. Ich setze diesem Bashing andere Erfahrungen entgegen und habe längst begriffen, dass es diesen Schmerz auszuhalten gilt und es deshalb doppelt wichtig und bitternötig ist, sich mit der eigenen Geschlechtergruppe auseinanderzusetzen.

Ich bin mir sicher: Die Geschichte der Unterdrückung verbindet alle Frauen. Bei einigen zeigt sich das darin, dass sie sich konsequent von Frauen und ihren Anliegen abwenden – sie wollen nichts mehr damit zu tun haben. Bei anderen bewirken die Spuren das Gegenteil, diese Frauen empfinden eine tiefe Solidarität mit ihren Geschlechtsgenossinnen. Ich persönlich orientierte mich immer an jenen Frauen, die gewillt sind, mitzuarbeiten, die mit Herzblut engagiert mitmachen und denen keine Mühe zu gross ist. In diesem Kreise erlebe ich immer wieder die erfreuliche Tatsache: Frauen lassen Frauen nicht im Regen stehen.

Da die Mitgliederzahl unseres Vereins nie sonderlich hoch war, mussten wir uns redlich darum bemühen, dass unser Verein stets genügend finanzielle Mittel für seine Pläne zur Verfügung hatte. Dass dies bis jetzt gelungen ist, hat mit dem unermüdlichen Einsatz von Frauen zu tun! Auch wenn die jährlich stattfindende Generalversammlung bislang auf wenig Resonanz stiess und von den Medien grosszügig übersehen wurde, orientierte ich mich an den Lichtpunkten. Diese bestärken mich darin, unbeirrt und freudig weiterzumachen. So bildete sich über die Jahre im Hintergrund  ein Netz von Frauen, die unerschütterlich und felsenfest dazu entschlossen waren, den Vereinszweck und damit andere Frauen zu unterstützen: Pia Ditz, Marlys Sennheiser, Ilse Abt, Petra Lienhard, Verena Lüthi, Sonja Wiesmann, Ruth Jermann, Norina Bräm, Maya Onken, Stefanie Aufleger, Helene Inderbitzin, Brigitte Hieronismus und viele mehr. Sie waren es, die immer wieder mit neuen Ideen und Impulsen Projekte auf die Beine stellten. Nichts war ihnen zu viel, sie stellten Buchpräsentationen auf die Beine, grossartige Veranstaltungen wie «die Nacht der Frauen», an denen bis 300 Frau en teilnahmen. Sie organisierten Vorträge, einen Basar mit dem Schmuck aus dem Fundus ihrer Grossmütter oder Führungen und Exkursionen durch interessante Themenbereiche.

Auch ich versuchte im Rahmen meiner Möglichkeiten, Mittel für den Verein zu beschaffen. So habe ich regelmässig Honorare für
meine Fernsehauftritte – zum Beispiel bei Markus Lanz (!) – sowie Vortragshonorare an den Bildungsfonds überweisen las- sen. Ebenso flossen Tantiemen aus  Buch-Veröffentlichungen an den Verein und die Honorare für Vorträge, die ich zusammen mit meiner Tochter Maya hielt, ebenso.

Und selbstverständlich wird der Verein vom  Frauenseminar Bodensee tatkräftig unter- stützt, sei es mit organisatorischen Hilfestellungen oder mit Angeboten, kostenlose Vorträge und Seminare als Downloads her- unterzuladen.

Trotz all den Bemühungen hätten wir niemals die finanzielle Basis für unseren Verein sichern können, hätte es nicht die Frauen im Hintergrund gegeben, die uns still und unbemerkt mit Spenden aus- rüsteten und die an dieser Stelle nicht mit vollem Namen genannt sein wollen. Diese Einmal-Beträge sind meist an kein bestimmtes Thema gebunden, wir können sie entweder für unterstützende Bildungsbeiträge oder für Projekte nach unseren Vorstellungen einsetzen.

Dadurch konnte ich beispielsweise das Projekt Schreibgruppe 18 zusammen- stellen: 12 Teilnehmerinnen schreiben regelmässig Texte für das Online-Magazin www.julia-onken.ch. Ziel des Schreibprojektes ist es: Professionalisierung für Schreibende; Texte termingerecht zu vorgegebenen Themen verfassen; Texte verbessern; regelmässige
Weiterbildung; mit öffentlicher Kritik umgehen. Ausserdem bietet das Frauenseminar Bodensee an:

  • Supervision: Monatlich stattfindende Supervision für psycho- logische Beraterinnen, die sich für den Fachtitel psychosoziale Beratung SGfB qualifizieren wollen und sich für die Prüfung zum Abschluss des Eidg. Diploms vorbereiten.
  • Bodensee-Schreibwettbewerb: Bis jetzt fanden sechs Schreibwettbewerbe statt. Der Bildungsfonds zeichnet verantwortlich für die Durchführung, Jury, Veranstaltungen und Lesungen und stiftete die Preise für die Preisträgerinnen.
  • Förderbeiträge und zinslose Darlehen für Lehrgänge, die in von Eduqua zertifizierten Institutionen durchgeführt werden.

Einige Gönnerinnen legten Wert darauf, selbst zu bestimmen, wie ihre Spende eingesetzt werden soll. Entsprechende Förderprojekte haben wir nach den Vornamen der Frauen benannt – nicht ohne vorher um ihr Einverständnis nachzufragen.


Einige Beispiele

Projekt Muriel:

Förderung für das 1. und 2. Semester im Lehrgang Psychologische Beratung. Muriel lebt in Frankreich, ist inzwischen 72, kinderlos, zum zweiten Mal verheiratet. Sie hatte vor 15 Jahren bei uns den Lehrgang
«Psychologische Beratung» besucht. Eigentlich wollte sie gar nie als Beraterin tätig werden, sie hat die Ausbildung für sich persönlich gemacht. Dass sie dennoch den Abschluss   schaffte,   überraschte   sie   am
meisten. Ihr Kommentar dazu: «Ich war davon überzeugt, dass alle anderen gescheiter sind als ich. Aber in diesem Lehrgang bin ich mir selbst immer etwas nähergekommen, und irgendwann habe ich begriffen, da steckt einiges in mir.» Diese Erfahrung wollte sie mit ihrer grosszügigen Spende anderen Frauen ermöglichen.

Projekt Annalisa:
Förderung für Kursleiterinnen «selbst & sicher». Annalisa lebte lange in Österreich. Nach ihrer Scheidung kam sie in die Schweiz zurück und arbeitete in ihrem Beruf als Physiotherapeutin. Ihr Selbstbewusstsein war ziemlich angeschlagen. Als sie den Kurs
«selbst & sicher» belegte, wollte sie diesen Kurs später selbst ausschreiben und gleich- zeitig   mehr   Selbstbewusstsein  erlangen.
Inzwischen ist sie erfolgreiche Kursleiterin und bietet das Thema ihren eigenen Klientinnen an. Sie spendet regelmässig Geld an den Verein. Mit den Worten: «Ein Dankeschön für die Unterstützung zu meinem persönlichen Neustart.»

Projekt Marie:
Förderung der Wechseljahrkurse. Marie, 52, drei Söhne, hat mindestens an drei Wechseljahrtagungen teilgenommen. Sie war eher zurückhaltend, beinahe schüchtern. Ich wollte wissen, weshalb sie mehrmals denselben Kurs bucht. Da erfuhr ich, wie es um sie stand: «Ich lebe zwar in einer glücklichen Beziehung, dennoch habe ich grosse Selbstzweifel. Bis jetzt dachte ich, mit mir stimme etwas nicht, deshalb ist es
für mich wie Balsam, wenn ich von anderen Frauen höre, dass sie die gleichen Gefühle haben. Ich sauge alles auf, was andere Frauen erzählen.» Nachdem sie die Ausbildung zur Kursleiterin SVEB I absolviert hatte, wollte sie sich stärker im Thema spezialisieren. Inzwischen bietet sie an Volkshochschulen Kurse an und teilte mir unlängst mit, dass sie bereits für Auftritte an Fernseh-Talks angefragt wurde.

Projekt Beatrice:
Förderung des Lehrgangs «Biografie-Schreibpädagogin». Beatrice hat bei mir vor vielen Jahren auf Schloss Wartensee einen Biografie-Schreibkurs besucht. Ich erinnere mich noch gut, wie überrascht sie war, als sie begann, Zusammenhänge ihres Lebens zu begreifen, sie stand damals bereits im Rentenalter und hatte einen leb- haften Geist: «Jetzt weiss ich, weshalb ich diesen Mann geheiratet habe!», rief sie eines morgens. Ohne diese Ehe hätte sie wohl die wichtigsten Lektionen nicht begriffen: sich selbst lieben zu lernen. Beatrice hat den Verein mit einer Erbschaft bedacht, und da ich sie nicht mehr fragen konnte, für welche Be- reiche wir ihr Geld einsetzen können, gehe ich davon aus, dass sie mit der Förderung für den Lehrgang Biografie-Schreibpädagogin einverstanden war. So lebt sie in diesem Projekt weiter, und ich erzähle immer wieder gerne von dieser aussergewöhnlichen Frau. Danke Beatrice!

Dank all dieser Frauen sind über die Jahre Unterstützungsgelder   im sechsstelligen Bereich zusammengekommen. Dadurch war es uns möglich, hunderte von Frauen entweder mit Subventionen für Ausbildungszwecke oder mit zinslosen Darlehen zu fördern. Zu unserer grossen Freude erhalten wir regelmässig Rückmeldungen jener Frauen, denen es gelungen ist, dadurch eine solide berufliche Karriere aufzubauen.

Wir machen also weiter. Unermüdlich und mit viel Freude. Ich jedenfalls, bis zum letzten Atemzug – und werde frühzeitig den Taktstock an meine Nachfolgerinnen weiterreichen, damit meine tiefe Überzeugung Frauen lassen Frauen nicht im Regen stehen in diesem Sinne weiter geführt wird.

Fortsetzung folgt...

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