Béatrice Stössel - Ärgernis deutsche Sprache

Béatrice Stössel, 28.01.2021

Béatrice Stössel
Béatrice Stössel

Über die deutsche Grammatik hatte ich mich in einem früheren Blog schon ausgelassen. Heute liegen mir andere Sprachbrocken auf dem Magen. Es geht um die Unsitte des Schreibens im Dialekt, der Ignoranz der Gross- und Kleinschreibung und zuletzt noch die Satzzeichen.

Bitte greifen Sie jetzt nicht gleich protestierend zur Feder, sondern lesen Sie zuerst wie ich das meine, denn ich mag die Schweizermundarten. Und auf die Vielfalt der Dialekte in unserem Land bin ich stolz. Insbesondere wenn ich sie auf Anhieb dem jeweiligen Kanton zuordnen kann. Speziell am Herzen liegt mir das „Singsang“ unserer Bundesrätin und ersten Verteidigungsministerin der Schweiz - Viola Amherd. Wieso? Weil ich den Oberwalliserdialekt nicht nur liebe, sondern mit der Muttermilch einsaugte und somit problemlos verstehe. Was „m’brüf“ und „m’bri“ bedeutet weiss inzwischen wohl jedes Kind in der Deutschschweiz. Möchten Sie eine schwierigere Lektion? „Puttini gäumu“ oder „a Tschiffrätä Päckete ga reichu?“ Verstanden? Wenn nicht, lasse ich Sie noch etwas studieren oder Sie schicken mir eine Anfrage und ich sende Ihnen die Lösung zu.

Zurück zu meinem Ärgernis. Die deutsche Sprache ist, so sie gut formuliert sein soll, nicht einfach. Auch ich stolpere manchmal noch über die Regeln. Besonders, wenn ich mit meinem Enkel Diktat übe und ihm erklären soll, wieso man jetzt dasselbe Wort einmal gross und im nächsten Satz klein zu Papier bringt. Die Kinder lernen heute lesen und schreiben so wie sie es hören! So ein Blödsinn. Da vermischen sie die Schriftsprache mit Dialekt und können zum Schluss beides nicht richtig. Beispiel gefällig?

Das Pronomen und Zahlwort: viel. Die Bedeutung = eine beträchtliche Menge von etwas, ein beträchtliches Maß an etwas. Wie bitte schön schreiben Sie dieses Wort im Dialekt? Da sah ich: vil – vill –– vyl – vyll – viu – vili – viiil – vyu - und so weiter. Wie soll ein Kind bei diesem Wirrwarr die richtige Buchstabenfolge erkennen? Es muss dreifach lernen. Erstens zu unterscheiden zwischen Dialekt und Schriftsprache. Zweitens die korrekte hochdeutsche Schreibweise und in einem dritten Schritt – die Gross- und Kleinschreibung. Das ist gar nicht so einfach. Ich bekam kürzlich ein Dialekt-WhatsApp und der Satz begann mit: mou – mou .... Als der französischen Sprache zugeneigte Person, übersetzte ich „mou“ – mit weich –... das ergab keinerlei Sinn zum Rest des Satzes! Es dauerte ein Weilchen bis mir klar wurde, dass ich es mit einer Bernerin zu tun hatte, die mit diesen beiden Worten dasselbe ausdrücken wollte wie: mol – mol , wie ich als Zürcherin sagen würde, was in Schriftdeutsch so viel wie: doch – doch bedeutet.

In einer Kulturveranstaltung (es ist leider schon eine Weile her) lauschte ich mit gespitzten Ohren dem Vortrag von Pedro Lenz. Es war eine Wohltat ihm zuzuhören – wohlverstanden HÖREN! Als ich mich nach seiner Lesung an den Büchertisch begab und meine Nase in sein neustes Buch steckte, musste ich erkennen, das mag ich nicht lesen! Er möge mir verzeihen. Wobei er ja in dieser Disziplin ein Könner ist. Nicht wie eine Kollegin die mir kürzlich schrieb: „... gib där bsheid“ natürlich alles klein geschrieben und der Auffassung, dass ein geschriebenes „sh“ gleichbedeutend mit einem gesprochenen „sch“ ist.

Und somit bin ich beim zweiten Ärgernis, der Gross- und Kleinschreibung. Da die Unsitte um sich greift alles klein zu schreiben, sollte man zumindest wissen worauf man achten muss. Lesen sie selbst:

Die Spinnen – Die spinnen
Der Gefangene floh – Der gefangene Floh
Er verweigerte Speise und Trank – Er verweigerte Speise und trank
Der Junge sieht dir ungeheuer ähnlich – ein Kompliment, welches mir als Vollblut Nonna natürlich sehr schmeichelt, wenn ich hingegen folgendes lesen muss:
Der Junge sieht dir Ungeheuer ähnlich – hält sich meine Freude verständlicherweise in Grenzen.
Er hat in Berlin liebe Genossen – versus – Er hat in Berlin Liebe genossen!
Und so Sie es noch deutlicher mögen, vielleicht noch dies:
Helft den armen Vögeln - ...... ;-)

Und, haben Sie es gewusst? Satzzeichen können sogar Leben retten!
Komm, wir essen, Opa
Komm, wir essen Opa

Es grüsst Sie herzlich, Ihre der deutschen Sprache verpflichtete Béatrice Stössel

Und jetzt hoffe ich, dass alle Satzzeichen richtig gesetzt sind ;-)

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