Béatrice Stössel, 27.05.2019
Es dunkelte ein, als wir abhoben. Der Ballon trug uns lautlos in die Höhe. Anfänglich äugten wir nach den Feuern in den Gärten, hörten die Musik und das Gelächter der Feiernden. Grüsse von oben nach unten und zurück, hallten durch die Nacht. Doch je länger wir unterwegs waren, desto ruhiger wurde es. Manchmal fuhren wir zügig über die Wälder, den Hügelketten entlang. Dann wiederum stand das Gefährt still oder sank dem Erdboden zu. Eine Schaufel Sand über Bord werfen, wirkte Wunder. Das gab erneut Auftrieb, führte den Ballon einem neuen Luftstrom zu. Wie wunderschön die Welt von oben ist, wenn man so langsam und still dahingleiten kann und das Mondlicht die Landschaft verzaubert. Der einzige Lärm, ein Hundegebell, als wir über einem Bauernhaus zum Stehen kamen. Der Wachhund spürte uns, doch wusste er nicht wo wir sind. Erneut rieselte etwas Sand erdwärts. Die Luftströme bewegten uns weiter, und wir störten den aufmerksamen Wächter nicht länger. Sein Gebell verstummte.
Auch im Korb wurde es ruhig. Nicht weil wir müde waren. Es gab so viel zu sehen und entdecken. Es reichte ein Fingerzeig, ein bestätigendes Nicken. Jedes Wort wäre zu viel gewesen. Im Licht des Mondes und getragen von den Winden fuhren wir einem unbestimmten Ziel und dem nächsten Tag entgegen.
Der Silberstreif am Horizont verkündete das Ende der Nacht. Heller, und immer breiter wurde er. Die Sonne! Sie kletterte über die Hügel und stand strahlend vor uns. Wir begrüßten sie mit Applaus. Hinter uns verabschiedete sich der Mond. Wachablösung der Himmelsgestirne. Für uns eine Tagwache der ganz besonderen Art. Fünf Augenpaare hielten Ausschau nach einem Landeplatz. Ganz langsam sanken wir der Erde entgegen. Tannenwipfel berührten den Korb, wie gierige Arme die nach ihm greifen wollten. Die freie Wiese hinter den Baumriesen bot sich als Landebahn an. Wir glitten auf sie zu. Ein kleiner Hüpfer. Und der Korb stand auf sicherem Boden. Das letzte Gas, welches der Ballonhülle entströmte, klang wie ein Seufzer. Er stand im krassen Gegensatz zu unserem Freudenjubel über diese einmalig schöne schlaflose Augustnacht.
Liebe Béa,
auf welch schöne Reise hast Du mich da mitgenommen. Vom sicheren Platz an meinem Schreibtisch aus kann ich diese Ballonfahrt sehr genießen. Deine poetische Beschreibung lässt mich diese einmalige Stimmung mit genießen. Welch eine Zauberlandschaft im Mondlicht und welch eine Aufbruchstimmung in den neuen Tag hinein. Danke für diese Reise
Liebe Grüße
Anne
Liebe Anne
Ein Lob aus deiner Feder zählt doppelt. DANKE. Ich hoffe, du liest weiterhin das Online-Magazin. Und ich verspreche Dir, auch die Artikel im Juli von unserem Schreibteam werden sehr spannend zu lesen sein.
Herzlichst Béatrice