Birgit Kelle , 26.02.2021
In Ihrem neuesten Buch «Noch Normal?» schreiben Sie, Gender-Politik sei das Problem, nicht die Lösung! Sind Sie der Meinung, wir leben ohne Berücksichtigung der sozialen Geschlechtermerkmale besser?
Kelle: Was sind denn «soziale Geschlechtermerkmale»? Genau hier beginnt doch das Problem, weil wir es inzwischen mit einer Geschlechterpolitik zu tun hat, die normales männliches oder weibliches Verhalten zu angeblichen «Stereotypen» und falschem, anerzogenen Verhalten definiert hat, das man verändern oder gar abschaffen müsse, um Geschlechtergerechtigkeit herzustellen. Und das ist nicht nur falsch, sondern sogar gegen die Interessen der Menschen gerichtet. Ich bin also für die Berücksichtigung von Geschlechtermerkmalen, ich möchte eine Politik, die die Unterschiede der Geschlechter berücksichtigt und nicht verteufelt.
Die Befürworter
einer Gendermedizin behaupten: Frauen brauchen eine andere Medizin! Diejenige
die bis dato praktiziert ist, ist eine Männer-Medizin, meist auch von Männern
gemacht. Teilen Sie diese Meinung?
Kelle: Ich teile die Ansicht, dass Frauen eine
andere Medizin brauchen als Männer, das hat allerdings nichts mit Gender zu
tun, sondern mit Biologie. Unterschiedliche Körper benötigen unterschiedliche
Medikation, Therapie und Untersuchungen. Gender beschreibt ja nach eigener
Aussage «sozial» geprägtes, also angelerntes weibliches oder männliches
Verhalten. Dem Mediziner ist aber egal, ob sich eine Frau selbst als Mann
definiert. Ihr Körper ist weiblich und muss wie eine Frau behandelt werden,
weil man sie sonst medizinisch sogar falsch behandelt. Der Gender-Begriff wird
hier missbräuchlich verwendet, weil er der Ideologie nutzt und die meisten
Menschen den Gender-Begriff sowieso nicht verstehen.
Wenn wissenschaftlich erwiesen ist, dass Frauen oftmals eine total andere Symptomatik aufweisen als Männer, sollte dies doch berücksichtigt werden, wenn ja, würde das bedeuten, dass es zu einer unterschiedlichen Frauen- und Männermedizin kommt? Wie sehen Sie das?
Kelle: Das wäre zu begrüßen, wenn es so käme, aber nochmal, das hat nichts mit Gender zu tun, sondern mit Biologie. Gerade in der Medizin zeigt sich eindeutig, dass die Theorie, Geschlecht sei eine Sache, die sich jeder selbst definieren darf und kann, unfassbarer Unsinn ist.
Bei den Medikamenten
wurden meist junge Männer für die Studien zugelassen. Nun stellt man fest, dass
die daraus gewonnenen Erkenntnisse nicht Frauenkonform sind. Sind Sie der
Meinung, da besteht Handlungsbedarf?
Kelle: Ja absolut, wir Frauen haben
einen ganz anderen Hormonhaushalt, der zudem einen monatlichen Zyklus hat. Wir
besitzen zum Teil andere Organe als Männer, natürlich macht das einen
Unterschied. Man hat bei Studien zu Medikamenten Frauen bislang ausgeschlossen,
weil sie mit ihren Hormonschwankungen viel schwieriger empirisch zu bewerten
sind. Gleichzeitig schadet es Frauen und ignoriert ihre Besonderheiten, wenn
man ihre Unterschiedlichkeit aus der Forschung ausklammert. Frauen machen es
der Wissenschaft schwerer, das ist aber kein Grund, sie zu vernachlässigen.
Zum Beispiel in unterschiedlichen Medikamenten Frauen und Männer für die gleiche Krankheit?
Oder auf dem
Beipackzettel unterschiedliche Dosierungsvorschriften für Frauen und Männer?
Kelle: Ja, wenn es nötig ist, dann sollte das
so sein. Wir dosieren ja auch Kinder anders als Erwachsene, wir haben besondere
Vorsichtsmaßnahmen für Schwangere. Die Unterschiedlichkeit körperlicher
Voraussetzungen von Männern und Frauen wahrzunehmen und in Forschung und
Medizin danach zu handeln ist echte und gute Geschlechterpolitik. Sie hat aber
nichts mit Gender-Ideen zu tun und sollte deswegen auch nicht als vermeintliche
«Errungenschaft» der Genderwissenschaften gekapert werden. Dass Frauen anders
sind als Männer weiß man seit Adam und Eva und damals gab es noch keinen
einzigen «Gender Studies» Lehrstuhl.
Das Interview führte Verena Lüthi, Redaktorin
Birgit Kelle, arbeitet als freie Journalistin und Autorin. Sie wurde 1975 in Siebenbürgen, Rumänien geboren. Sie ist Mutter von vier Kindern und in zahlreichen Frauen- und Familienverbänden engagiert, u.a. als Vorsitzende des Vereins Frau 2000plus e.V. In verschiedenen Landtagen und vor dem Familienausschuss des Bundestages trat sie als Sachverständige für die Interessen von Müttern und Familie, sowie als Expertin im Themenkomplex Gender auf. Sie ist Mitglied der CDU. Kelle ist Autorin diverser Bestseller, u.a. „GENDERGAGA“ und „MUTTERTIER. Eine Ansage“ und aktuell „NOCH NORMAL? Das lässt sich gendern!“. Kelle schreibt für zahlreiche Print- und Onlinemedien in Deutschland Österreich und der Schweiz (Focus, Welt, Die Presse, NZZ, Tagespost etc.) weitere Infos: www.vollekelle.de
„Wie aberwitzig
ist aus der Perspektive des Gender-Feminismus die Behauptung,
angeblich für Frauen zu kämpfen, wenn man nicht ein einziges Merkmal ihrer Weiblichkeit überhaupt als natürlich anerkennen will.“
– Birgit Kelle, jetzt im Handel
VITA
Birgit Kelle, arbeitet als freie Journalistin und Autorin. Sie wurde 1975 in Siebenbürgen, Rumänien geboren. Sie ist Mutter von vier Kindern und in zahlreichen Frauen- und Familienverbänden engagiert, u.a. als Vorsitzende des Vereins Frau 2000plus e.V. In verschiedenen Landtagen und vor dem Familienausschuss des Bundestages trat sie als Sachverständige für die Interessen von Müttern und Familie, sowie als Expertin im Themenkomplex Gender auf. Sie ist Mitglied der CDU. Kelle ist Autorin diverser Bestseller, u.a. „GENDERGAGA“ und „MUTTERTIER. Eine Ansage“ und aktuell „NOCH NORMAL? Das lässt sich gendern!“. Kelle schreibt für zahlreiche Print- und Onlinemedien in Deutschland Österreich und der Schweiz (Focus, Welt, Die Presse, NZZ, Tagespost etc.) weitere Infos: www.vollekelle.de