Der Tag glotzt bereits am Horizont

Gaby Kratzer, 27.05.2019

Gaby Kratzer
Gaby Kratzer

Vor dem Fernseher schlafe ich blendend. Meine innere Stimme hat jeweils keine netten Worte für mich: «Wärst du schlauer, würdest du vor der Glotze wach bleiben. Rückenschmerzen gäbe es auch keine.» Ja, wenn ich schlau wäre…! Meine Ausrede kommt in gestrecktem Galopp – da bin ich stark: «Ich schlafe gar nicht. Meinen Augen brauchen nur kurz Ruhe.»

Wenigstens wasche ich mich, putze die Zähne und montiere den Pyjama, bevor ich mich aufs Sofa pflanze. Danach nur noch ins Bett fallen, wenn ich mich endlich aufraffe, nach meinen Nichtschlaf-Sequenzen. Schon wieder diese Stimme: «Musst du selber wissen, einfach nicht jammern!» Ich denke augenrollend: «Wer jammert denn hier?»

Zwischen drei und vier Uhr nachts stolpere ich zur Toilette. Zurück im Bett schwirren gefühlt tausend Gedanken in mir.  Sie sind kaum einzuordnen. Ich bleibe wach. Ich drehe mich auf die linke Seite, weil ich so immer wunderbar einschlafen kann. Die Drehung nach rechts bringt auch nicht den gewünschten Erfolg. Also auf den Rücken. Die Kirchenuhr schlägt schon wieder zur halben Stunde. Ich muss wirklich endlich einschlafen. Es ist unglaublich heiss. Eine Wallung…vielleicht, aber auch nicht.  Atemübungen klappen doch sonst auch. Ein Versuch ist es wert. Ich habe ja noch zwei Stunden Zeit. Mein Atem fliesst, ich atme eiiiiin und wieder aaaaaauuuuuuuusssssss. Eiiiiin und wieder aaauuuuusssss….. Gedanke 1001….2…3…. Die Kirchenuhr schlägt fünf Mal.

Ich stehe auf, ziehe mich an und wecke den Hund. Armer Hund. Der Tag glotzt bereits am Horizont. Der Mond steht als volle Scheibe im Westen.

Monat für Monat das gleiche Spiel.

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