ESC – über Geschmack lässt sich nicht streiten

Julia Onken, 26.05.2023

Julia Onken
Julia Onken

Ich war sofort dabei, als mich mein 10-jähriger Enkel fragte, ob ich mit ihm den Eurovision Song Contest am TV schaue. Schliesslich hatten früher diese Veranstaltungen einmal im Jahr in unserer Familie Tradition. Viele Jahre sass ich damals mit meinen Kindern vor dem TV, und wir verteilten die Punkte. Mit der Zeit aber fühlten wir uns veranlasst, zusätzlich noch eine sogenannte Hassliste einzuführen, wo die entsprechenden Scheusslichkeiten bewertetet wurden. Wer sich dann am nächsten beim Gewinnersieg platzieren konnte, war für mindestens drei Sonntage davon befreit, das Frühstück zuzubereiten und die Küche aufzuräumen.

Als die Kinder auszogen, führten wir nur noch gelegentlich eine halbherzige Beteiligung durch und liessen uns unseren Punktestand gegen Mitternacht per WhatsApp wissen - ohne Folgen für die Gewinner.

Nun aber, in der heutigen Zeit angekommen, wollte ich das Ereignis zusammen mit meinem Enkel wie früher mitverfolgen. Bereit nach den ersten Songs war uns eine Punktevergabe entweder auf der Gefall- oder der Hassliste nicht mehr möglich, da sich bei der Präsentation ein derartiges Missbehagen einschlich, dass ich meinem Enkel diskret ins Ohr flüsterte: «zum Kotzen». Da er seinerseits ähnliche Regungen verspürte, beschlossen wir, zu den bereits bestehenden Listen auch noch eine dritte, nämlich eine Kotzliste, einzuführen.

Am Schluss verglichen wir unsere Punktevergabe. Bis auf geringfügige Abweichungen stimmten wir überein. Auf der Gefallliste befanden sich nur wenige Songs. Die Hassliste wies bereits mehrere Einträge auf, während auf der Kotzliste sich aber die meisten befanden - ganz vorne bei den Kotzfavoriten thronte der offizielle Gewinner «Schweden».

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