Eveline Keller - Nicht mal ein Idiotenhügeli

Eveline Keller, 30.12.2020

Eveline Keller
Eveline Keller

Bevor die Schlittelbahnen als gestorben bezeichnet werden, sei angemerkt: Es gibt sie noch! Sie sind zwar angezählt, aber vorhanden. Bloss, fragt man sich, wie lange noch? Der Schnee lässt nicht nur die Weihnachtsdekoration herzerwärmender leuchten und verwandelt die Landschaft in ein Winter-Wonderland, sie macht sie auch zu einem grossartigen Spielraum. Wenn also im Winter die Aussentemperaturen unter null fallen, uns die Nase vor Kälte tropft und der eisige Wind um die Ohren bläst, wandert unser Blick nicht selten zu den Hängen. Dahin, wo wir in der Kindheit Schlitten gefahren sind. Genauso warten auch heute die Mädchen und Jungen sehnsüchtig darauf, dass es zu schneien beginnt.

Schade, dass bei uns im Mittelland der Winter meistens nur an ein paar Tagen stattfindet, verteilt über die Monate der kalten Jahreszeit. Eiskalte und verschneite Tage sind immer seltener werdende Wetterzustände, die wir, wenn sie denn stattfinden, sorgsam in Fotos festhalten. Man weiss ja nie, wie lange es dauert bis zur nächsten Gelegenheit. Mal ehrlich! Wann hatten wir das letzte Mal so richtige Schneehaufen? Genug, damit man bei uns Schlitten fahren konnte, oder einen anständigen Schneemann bauen konnte? Nicht dieser elende Pflotsch, der kurze Zeit alles bedeckt und beim nächsten Mal, wo man aus dem Fenster schaut, bereits weggeschmolzen ist.

Ein Grund, weshalb sich die rumpelnden Plastikschüsseln bei den Schnee-Schlittel-Geräten durchsetzen konnten. Mit dem alten, in meiner Kindheit gebräuchlichen, Davoser Holzmodel kann man nur auf dicker Unterlage schlitteln. Da muss mindestens vier Handbreit hoch der Schnee liegen und darunter muss der Boden hart sein, sonst bleibt man im Matsch stecken. Mit der Plastikschüssel reichen da schon wenige Zentimeter, um den Hang hinunter flitzen zu können.

Will man jedoch richtig Schlitten fahren, nicht nur ein Idiotenhügeli runterrutschen, sondern eine Abfahrt geniessen, die länger dauert, sucht man mit Vorteil eine der etwas höher gelegenen Schlittelbahnen auf. In Zürich und Umgebung stehen dazu verschiedene Berge zur Auswahl, der Uetliberg, der Bachtel, die Lägern und viele mehr. Ab einer Höhe von 800 Metern ü.M. bleibt der Schnee zuverlässiger liegen und es hat vor allem mehr von dem flockigen Weiss. 

Den Schlitten geschultert, ziehen so ganze Familien los, diese Höhen zu erklimmen, auf dass es bei der Abfahrt so richtig Wind macht. Doch von Mal für Mal, werden auch da die Besucher enttäuscht. Denn immer öfter gibt es auch hier nicht genug Schnee und das Schild «Schlittelbahn geschlossen» steht draussen, sodass sie frustriert heimkehren müssen.

Man fragt sich schon, wie lange es sie noch bei diesen Wetterbedingungen gehen wird, oder wann, das Schild «Schlittelbahn geschlossen!» ins Heimatmuseum wandert. Die Pisten werden eine wie die andere verschwinden und mit ihnen, das bei Jung und Alt beliebte Schlittenfahren. Die folgenden Generationen werden den winterlichen Familienspass nur noch auf Bildern in Museen bestaunen können.

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