FÜBÜ oder FÜP: im Irrgarten von Abkürzungen

Meta Zweifel, 07.09.2019

Meta Zweifel
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Uralt muss es sein, das Bedürfnis des Menschen nach Abkürzungen. Kleine Trampelpfade in öffentlichen Grünanlagen machen deutlich: Da hat jemand begriffen dass sich der Weg abkürzen lässt, sodass man  schneller von A nach B kommt. Der Zeitgewinn beträgt vielleicht kaum eine Minute – egal, man hat kreativ eine persönliche Marke gesetzt. Und wo einmal eine Spur gelegt worden ist, wird nachgetreten, nachgetrampelt.... auf realen Wegstrecken genauso wie auf gedanklichen Pfaden. Und vor allem auch in den sogenannten sozialen Medien.

Abkürzungen haben vor allem auch im Sprachebrauch ein reiches Wirkungsfeld. Wer ein SBB-GA hat, kann nach Lust und Laune mit der Bahn fahren, der CIO ist ein Chief Information Officer, ein GAU verheisst einen schreckerregend  Grössten Anzunehmenden Unfall..., und ebenfalls nicht unbedingt glückverheissend klingt die Abkürzung KESB für << Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde. >>

Der Wildwuchs im Bereich der verbalen Abkürzungen reizt verständlicherweise auch zu witzigen -  meist derben -  Neuinterpretationen. So wird aus dem AZUBI, dem Auszubildenden in der Gassensprach der < Arsch zum Bierholen. >> Oder der Markenname ADIDAS wird mit << All Day I Dream About Sex  >> übersetzt  - nun ja, auch Sex hat unter Umständen eine sportliche Komponente zu bieten.


Impuls, vor allem für ü60

Kennen Sie die neuste Blüte im Irrgarten der Abkürzungen? Sie heisst. FÜP. Vielleicht kennen Sie einen FÜP oder Sie sind selbst ein gefragter FÜP? FÜP steht für << Freizeitüberbrückungspartner >> , die weibliche Form ist inbegriffen.  

Es handelt sich hier um eine vergleichsweise zwanglose Partnerschaft, bei der man sich zu gemeinsamen Unternehmungen trifft und gemeinsame Interessen pflegt. Zweisam statt einsam wandern oder auf einer Velotour radeln. Gemein einen Vortrag oder eine Ausstellung besuchen, eine Reise machen,  sich zu zweit an den Tisch im Restaurant setzen oder sich einen Duo- Koch-Abend gönnen, zu zweit über ein Buch oder Politik diskutieren - der Möglichkeiten sind viele. Mit seinem FÜP kann man offen kommunizieren, es geht  immer um Begegnung, nie um Zwang – und klare Absprachen regeln alles, was die finanzielle Ebene betrifft. Und nie geht es um Sex. Sondern um die Optimierung der Erlebnisebene und um eine grossräumige Umfahrung von lähmenden Einsamkeitsattacken.

Vermutlich ist es nicht leicht, einen  echten FÜP zu finden. Andrerseits begünstigt  die Zwanglosigkeit dieser Beziehung ein tolerantes Miteinander und verhindert, dass man den Partner oder die Partnerin mit Ansprüchen überfordert.

Zeigte sich früher eine alleinstehende, verwitwete Frau plötzlich mit einem Mann, wurde sofort getuschelt: Was tut sich da? Sucht die Frau Anschluss  - vielleicht, weil der Mann gut situiert ist?  Der freundschaftliche Zusammenschluss zweiter Frauen wurde eher toleriert. Aber wer weiss, was da vielleicht doch auch noch im  Busch war...

Die Kombination älterer Mann und junge Frau ist ein Kapitel für sich. Ältere Herren kamen aber ebenso ins Geschwätz, wenn sie mit einer gleichaltrigen, gesundheitlich noch gut erhaltenen Frau zusammen gesichtet wurden: Dem ist doch vor einem Jahr die Frau gestorben – der sucht jetzt sicher eine billige Haushälterin?!

Immer mehr  Menschen werden immer älter. Lebensverläufe müssen im Alter neu gesehen und gestaltet und neue Beziehungsformen müssen entwickelt und gelebt werden. Der FÜP –  alles andere als ein FÜBÜ/Füdlibürger! -  könnte sich in diesem Kontext sehr gut ansiedeln.

Und wertvolle Netzwerke bilden.

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