Gaby Kratzer

Gaby Kratzer, 28.04.2022

Gaby Kratzer
Gaby Kratzer

Liebe Julia

In Lobhudelei werde ich nicht verfallen. Das wäre nicht ich und Du schon gar nicht. 

Du weisst selbst genau, was Du in den letzten Jahrzehnten erfunden, geschaffen, erreicht, angezettelt, kreiert, entwickelt, vollführt, kredenzt, erschaffen und zuletzt auch geschafft hast. Frauen aufwecken, Frauen eine Möglichkeit zur Selbstverwirklichung geben, Frauen Hilfe anbieten, Frauenförderung für Bildung, Frauen eine Stimme geben, Frauen zum Denken anregen, Frauen nehmen, wie sie sind…, nämlich Frauen mit all ihren Facetten. 

Deswegen wurdest Du wohl auch öfters als Männerhasserin betitelt. Jedenfalls, wenn man Männer gesetzteren Alters fragt, ob sie Julia Onken kennen. Wer Dich und Deinen Partner kennt weiss, dass dieses Attribut absolut nicht stimmen kann. Wie schon ein altes Sprichwort sagt: «Gegensätze ziehen sich an.» oder doch «Gleich und gleich gesellt sich gern.»? Die Antwort kann sich jede selbst aussuchen. 😊

Auch ich bin eine dieser Frauen, die sich an Deinem grossen Angebot und Wissen bedient hat. Als Dipl. Psychologische Beraterin habe ich mir ein zweites Standbein erfolgreich aufbauen können. Gerade die aktuelle Situation zeigt, dass es uns mehr denn je braucht. Mit all den anderen Seminaren und Ausbildungen konnte ich meinen Rucksack prall füllen. Ich weiss noch genau, als Julia nach meiner Diplomprüfung sagte: «Schön, wenn man mit Reden, aus wenig viel machen kann.» Ich glaube, Du warst nicht ganz zufrieden mit mir und war froh, dass nicht das Wort NICHTS kam. Etwas betupft war ich zuerst schon.

Dafür warst Du begeistert von meinen Schreibkünsten. Was mich anspornte weiterzumachen. In diversen Schreibseminaren durfte ich einiges von Dir und meinen Mitschreiberinnen lernen. Ich fand meine Liebe zu schönen aneinandergereihten Worten. Dies wurde bereits mit einem Zweiten und Ersten Platz an FSB-Schreibwettbewerben belohnt. So konnte ich auch das Diplom Biografie- Schreibpädagogin erlangen. Du hast mich unterstützt und die richtigen Worte für konstruktive Kritik gefunden. Das hat mich gefordert und schlussendlich auch gefördert.

Typischer Julia Satz: Wer denken kann, kann auch schreiben!

Kannst Du Dich erinnern, als Du mich einmal gefragt hast, ob ich eigentlich in der Schule wohne 😉? Ich war wirklich eine Zeitlang beinahe mehr in Romanshorn als zu Hause.

An den verschiedenen Seminaren war ganz spannend für mich zu beobachten, wenn Frauen dabei waren, die Julia noch nie persönlich getroffen hatten. 

Wie ehrfürchtig sie warteten, bis die heilige Julia den Raum betritt. Hallo? Sie ist ein Mensch wie du und ich. Diese Gedanken sind wohl meiner fehlenden Autoritätsgläubigkeit geschuldet. Mein erster Eindruck war an einer Infostunde, an dem uns die diversen Lehrgänge vorgestellt wurden. Julia und Petra kamen in den Klassenraum (übrigens noch am alten Ort) und nach zwei drei Worten der Begrüssung bemerkt Julia: «Jetzt habe ich doch die falsche Brille dabei. Petra, lauf runter (oder war es hoch?) und hol mir doch mal die Brille.» 

Die gute Fee holte die Gläser, sass noch keine drei Minuten, schon bemerkte die Vortragende, dass zusätzliche Blätter oder Unterlagen fehlten. Husch und Petra war weg. Petra und Marianne waren damals für uns Lernende die guten Seelen im Büro, die nicht nur Julia, sondern auch uns, wenn wir etwas brauchten, tatkräftig unterstützten. 

Hach…ich erinnere mich gerne daran, wie ich mit den unterschiedlichsten Frauen, die ich über die Zeit kennenlernen durfte, lernen und arbeiten konnte. Cornelia, Gitte, Doris, Monique und noch viele mehr. Einige sind sogar bis heute in meinem Herzen, in tiefer Freundschaft geblieben, was mich unglaublich dankbar macht. Unsere Dozentinnen Ingrid, Norina, Brigitte und manchmal auch ein männlicher Part mit Eckart. Es war einfach schön. *Zufrieden träum*

Und die vielen Anekdoten die Du so gerne und lebhaft erzählt hast. Öfters hätte ich mich wegschmeissen können vor Lachen. Für mich ist noch immer das Geschenk der Schwester präsent. Wenn es mich nicht täuscht, war es zum Thema «Rollenbild der Frau» oder so. Ist doch schon ein paar Tage her. 

Deine Schwester eine typische Hausfrau (nein, ich will hier kein Klischee bedienen), fantastische Köchin und Mutter. So hast Du sie jedenfalls beschrieben. Im Gegensatz Du: in anderer Art eine fantastische Mutter. Kochen und backen machte Dir weder Freude, noch hattest Du grosse Ambitionen es zu lernen. Es gab schliesslich tausend andere Sachen, die man in der Zeit machen konnte. Lesen, schreiben, Kursinhalte kreieren oder mit dem Hund Gassi gehen. Alles war, und ist wahrscheinlich noch heute, besser als kochen. Nun war, nach meiner Erinnerung, auch so ein 1. Mai. Die Freude am Geschenk Deiner Schwester erstarb auf Deinem Gesicht, nachdem das Geschenkpapier entfernt war. Was war drin? Backförmchen, stellen sie sich vor …BACKförmchen….BACKförmchen, richtig BACKFÖRMCHEN. Wie Du das BACK betontest, ein grosser Lacher.

Oder die Geschichten aus dem Gefängnis, als junge, frisch ausgebildete Psychologin. Wie Du ankamst und meintest, dass diese armen Männer doch wirklich falsch eingeschätzt und verurteilt waren, sie ein Leben in Freiheit, nach Deiner Meinung, wirklich verdient hätten.

Es gibt noch viele derer Schwänke aus Julias Leben. Vielleicht hat die eine oder andere Leserin auch schon erleben dürfen, wenn Julia etwas aus ihrer reichen Erfahrungskiste zauberte.

80 Jahre Julia Onken …. und es hat noch lange kein Ende! Dein Lieblingssatz! So wie ich Dich einschätze, hat er nach wie vor seine Gültigkeit.

Übrigens habe ich die Tage einen neuen Podcast gehört mit Cornelia Poletto. Für nicht Kochshow sehende Damen und Herren: Cornelia Poletto ist Sterneköchin, hat ein Restaurant mit Feinkostladen in Hamburg und Shanghai und ist Liebhaberin der italienischen Küche. Sie hat eine (Koch-)Schule, was sie mit Julia verbindet. Von ihr hörte ich folgenden Satz:

«Wer essen kann, kann auch kochen!»

Na, dann Prost! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und weitere erfolgreiche und spannende Jahre.

Herzlichst

Gaby Kratzer

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