Ich will mein Kind lieben

Béatrice Stössel, 28.04.2019

Béatrice Stössel
Béatrice Stössel

Glücklich lächelnd hielt sie ihre Tochter im Arm. Es sollte ihre, ganz allein nur ihre Tochter werden. Was für ein Leben, wird dieses Kind führen? Ich will mein Kind lieben, wie ich noch nie jemanden liebte, schwor sich die Mutter.

Die Kleine entwickelte sich gut. Sie verstand sehr schnell, auf sich aufmerksam zu machen. Lächelnd, jammernd, weinend, schreiend, trotzend. Energisch griff sie nach allem, was sie sich wünschte. Die Mutter war begeistert ob so viel Willenskraft. Jeder Wunsch wurde der kleinen Prinzessin von der glücklichen Mama erfüllt. Einwände von aussen ignoriert und in den Wind geschlagen. Sie ist noch so klein, entschuldigte die Mama die symbiotische Verbindung.

Jahre gingen ins Land und aus der kleinen Prinzessin wurde eine wunderschöne junge Frau die wusste was sie wollte. Sie wollte viel und alles immer sofort.

Wurden die Wünsche nicht erfüllt, griff sie auf die altbewährten Methoden zurück:

...  lächelte charmant

...  jammerte mitleiderregend

...  weinte Krokodilstränen

...  schrie so lange, bis ihre Umwelt dem Frieden zuliebe aufgab

...  trotzte so unerbittlich, bis ihre Forderungen erfüllt wurden

Sie fand immer jemanden, der ihr die Hindernisse aus dem Weg räumte. In erster Linie war es die Mutter, die stets nachsichtig war. Die ihr Verhalten – auch ungebührliches – in jedem Fall entschuldigte.

„Meine Mama ist meine beste Freundin“, erklärte die Tochter ihrem Umfeld. Frau Mama schmolz dahin. Die junge Frau forderte weiter. Sich mit Problemen auseinander zu setzen, welche ein Leben mit sich bringt? Wozu? Die Mutter löste sie, später der Ehemann. Und als die beiden „guten Geister“ diese Welt verließen, gab es neue Helfer. Lebenstüchtig und selbständig wurde sie nie.

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