Interview mit dem Männerarzt Marco Caimi - Julia Onken möchte es genau wissen!

Julia Onken, 26.03.2019

Dr. Marco Caimi
Dr. Marco Caimi

Julia Onken möchte es genau wissen!

Im Moment wird wieder einmal eine neue Sau durchs Dorf getrieben: der toxische Mann. Da kommt gar manches an Unsinn zusammen, da jeder meint, er könnte dazu etwas sagen. Wie siehst Du das als Männerarzt? Schliesslich blickst Du hinter die Kulissen und erfährst, was Männer bewegt.

MC: Du umschreibst es genau richtig: Eine weitere (Gender)Sau wird durchs Dorf getrieben. Man nimmt ein Adjektiv und hängt es irgendwo davor, warum nicht mal wieder beim Mann? Es gibt genauso toxische Männer wie Frauen: Nehmen wir  als ein Beispiel die Politik der USA:  Männliche Kriegstreiber wie beide Bushs, Rumsfeld, Cheney, Wolfowitz etc. Auf der anderen Seite auch weibliche Kriegsgurgeln wie Rice, Albright, Clinton.

Toxisch heisst giftig, also ist Gift im Spiel Viel spannender wäre doch mal über das Gegengift zu diskutieren, das würde bedeuten: Lösungsorientiert. Was wäre ein Gegengift zu toxischen Männern? Was soll man jungen Männern denn erzählen? Zum Beispiel, dass sie wieder bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, gegenüber ihrem gesamten Umfeld und gegenüber sich selbst. Damit ist auch Respekt verbunden. Wer andere Lebewesen, ich sage bewusst Lebewesen, respektiert und Verantwortung übernimmt, hat schon viel an Toxizität verloren. Dann darf man auch mal nicht ganz politisch korrekt frau und mann sein...Hiess das nicht mal Erotik?

Ärgert es Dich, wenn ausgerechnet von Männern ein feminisiertes Rollenbild für den Mann gepinselt wird?

MC: Wenn gewisse Männer das für sich reklamieren, respektiere ich diese Haltung ohne Groll und Ärger. Wenn sie damit missionieren gehen, reagiere ich und äussere mich. Es ist wie mit der Religion, den Vegetariern, den Veganern.

Stichwort: Macho. Was heisst das eigentlich?

MC: Im Spanischen bedeutet es lediglich „männlich“, insbesondere im Tierreich. Im Deutschen hat es die Konnotation einer dauernd und übertrieben dargestellten Männlichkeit, die meist auch etwas-dominat hierarchisches gegenüber Weiblichkeit hat.

Macho hat aber nichts mit dem Leben und Erleben einer entspannten und verantwortungsvollen Männlichkeit zu tun.

Kannst Du uns Frauen mal sagen, mit welchen Problemen sich Männer am häufigsten herumschlagen?

MC: Kann man so nicht pauschal sagen. Man(n) muss in Altersabschnitten unterteilen:

Postpubertierende/adoleszente/postadoleszente junge Männer: Die jungen Frauen sind meist bereits einen Entwicklungsschritt weiter und interessieren sich nicht besonders für gleichaltrige. Erzeugt Orientierungslosigkeit und Defizitgefühle.

Jüngere Männer (25-40): Fuss fassen in einer immer kompetitiveren Arbeitswelt, Spagat zwischen Arbeit, Beziehung und eigenen Bedürfnissen.

Mittelalterliche Männer (Mitte 40 – 60): Sinnfrage in Beruf und Beziehung, Arbeitsplatzsicherheit, Ferner: Was kommt noch versus war’s das schon?

Ältere Männer/Pensionisten: Kampf um soziale Vernetzung (wurde während des Arbeitsprozesses oft sträflich vernachlässigt) und last but not least beginnende gesundheitliche Probleme.

Was schätzen Männer an Frauen besonders? (nebst körperlicher Attraktivität!!!)

MC: Unkompliziertheit, Flexibilität, Interesse am Weltgeschehen, Vertrauen, Witz (ja,ja...) und das Frauen Männer auch als Männer wahrnehmen und nicht nur als Ernährer und Väter ihrer Kinder.


Marco Caimi auf Sendung:

https://m.srf.ch/sendungen/focus/marco-caimi-maennerarzt-eine-zornesfalte-steht-keinem-mann-gut

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