Julia Onken, 03.01.2017
Endlich geschafft – eine
Silvesternacht ohne ungebetene Gäste!
Denn irgendwann war es genug, und ich fasste mir den Vorsatz: Nie, nie mehr wollte ich die letzte Nacht des Jahres mit irgend welchen Spielverderbern verbringen. Und mir von diesen die letzten und ersten Minuten der Zukunft und der Vergangenheit vermasseln lassen.
In meiner Fantasie lade ich eine
Handvoll interessanter Freundinnen und Freunde ein, meist aus altem
Baumbestand. Und ich freue mich im Vorfeld auf anregende Gespräche und
Diskussionen. Selbstverständlich ist der Champagner kalt gestellt, damit wir
punkt Mitternacht die Korken knallen lassen können. Die Realität aber folgt
anderen Regeln. Darin halten die einen willig das Glas in der Hand und warten
auf den zwölften Glockenschlag – derweil die anderen nonstop mit Ihren Handys
und den besagten -Störefrieden beschäftigt sind. Ein stetiges Klingeln,
Rauschen, Klopfen und Surren. «Ja, danke, ich dir auch» – Schön, dass du
anrufst» – «Mit wem feierst du denn gleich noch mal?» Allerorten
-werden SMS zurück getöggelt, derweil die anderen wie Idioioten darauf warten,
bis der letzte «Ich dir auch» ins Telefon gehaucht hat. Und endlich eine Hand
frei hat, um mit Menschen um sich herum und mit abgestandenem-
Vieux Clico anzustossen – und ihnen ein gutes, neues Jahr zu wünschen.
Das war gestern komplett anders. Denn an die diesjährige Einladung für Silvester hatte ich eine Bedingung geknüpft: «Bitte nur zusagen, wer acht Minuten vor und nach Mitternacht aufs Handy verzichten mag.» Unmöglich fanden es die einen. Despotisch andere. Trotz allem: Es hat geklappt.