Liebe Mutter, ich hoffe, dass Du jetzt schön brav bist

M. Peralta , 26.04.2024

M. Peralta, Tochter, 16 J.
M. Peralta, Tochter, 16 J.

Liebe Mutter

Ich hoffe, dass Du jetzt schön brav bist

Passagen aus einem Briefwechsel zwischen einer Mutter (56 J.) und ihrer Tochter (16 J.)

Liebe Mutter

Seit gut einer Woche bin ich nun in Frankreich. Ich und eine andere Sprachschülerin leben im Dachgeschoss eines altadeligen Landgutes. Die weltoffenen Ordens-Schwestern empfangen hier Menschen, die in der Stille in sich gehen. Gestern hatten wir den ersten Französisch-Unterricht mit Schwester Anne-Marie. (F-04.09.76)

Liebe Tochter

Heute bin ich nach der Therapie in ziemlich guter Verfassung und schreibe Dir deshalb gleich. Ich weiss, dass ich mir immer wieder sagen muss, es geht mir jeden Tag besser, denn eine positive Einstellung hilft. Genug von meiner Leidensgeschichte: Wie geht es Dir? Deine Briefe sind immer so interessant. Also liebe Tochter, viel Mut zum Durchhalten. (CH-Krankenhaus, 17.09.76)

Liebe Mutter

Nach dem Geschirrwaschen habe ich Deinen Brief vorgefunden. Ich habe vor lauter Freude gejubelt! Es geht mir sehr gut hier. Gestern erhielt ich meinen ersten eigenen Lohn. Ich habe mir drei Langspielplatten, ein lässiges Poster und ein olivgrünes Jäckchen gekauft. (F-17.09.76)

Liebe Mutter

Mach weiter so. Ich bewundere Dich sehr. (F-20.09.76)

Liebe Tochter

Leider konnte ich Dir zwei Tage nicht schreiben, denn das Bestrahlen hat mich so ermüdet. Herzlichen Dank, dass Du Dir so viel Mühe machst und immer wieder schreibst. Ich gehe übers Wochenende heim. Heute ist hier ein so strahlend schöner Herbsttag, dass ich hinaus muss an die frische Luft! Für mich wird viel gebetet. Glaube mir, in der Religion liegt viel Kraft, um das alles durchzuhalten. Ich freue mich so für Dich, dass es Dir so gut geht. (CH-Krankenhaus, 24.09.76)

Liebe Mutter

ich komme an Weihnachten heim!(F-30.09.1976)

Liebe Tochter

Ich habe Dich nicht vergessen und denke jeden Tag an Dich. Ich bin seit dem 10. Oktober daheim. Ich habe viel Besuch und eine Haushalthilfe unterstützt mich. Gestern Sonntag kam mein Bruder aus dem Entlebuch. Er brachte mir Rehfleisch mit. Das soll besonders gut und leicht verdaulich sein. Ich kann nun langsam festere Speisen zu mir nehmen. Ich wiege jetzt noch 47 kg. Es ist an der Zeit, dass ich wieder zunehme. Gestrickt habe ich zwei Paar Socken, seit ich zu Hause bin. (Daheim, 25.10.76)

Liebe Tochter

Ich habe viel Freude gehabt an Deinem Brief. Letzten Samstag, ging ich mit Deiner Schwester eine Jacke und dazu passende Hosen einkaufen. Das ist dann mein Weihnachtsgeschenk. Ich wüsste von Dir auch gerne, was dir Freude machen würde? Ich denke viel an Dich und bete auch für Dich, dass es Dir gut geht. Sage den Schwestern einen lieben Gruss von mir. Also ich freue mich sehr auf Deine Ferien bei uns! (Daheim, 03.11.76)

Liebe Mutter

Der Anblick Deines braunen Briefumschlages auf dem Tischchen hat mich wieder so sehr gefreut. Du fragst nach meinem Weihnachtswunsch: am liebsten hätte ich einen runden Apfelkuchen mit einer Tasse Ovomaltine dazu. (F-06.12.76)

Liebe Mutter

Ich bin gut wieder in Frankreich angekommen. Wir fanden als Willkommensgeschenk einen Gedichtband und einen Schreibblock vor. Die Schwestern erzählten, dass sie an Silvester im grossen Spielsaal bis Mitternacht Ping-Pong gespielt und Champagner getrunken hätten! (F-06.01.77).

Liebe Tochter

Wir haben Deinen lieben Brief erhalten. Wir haben darunter gelitten, als Du wieder abgereist bist. Ich denke viel an Weihnachten, wo wir beisammen waren und Deine Geschenke, die uns so sehr gefreut haben. Ich kann nicht mehr so gut schreiben wie früher. Ich merke, dass ich zittere. (Daheim, 12.01.77)

Liebe Tochter

Mir geht es gesundheitlich immer gleich. Manchmal habe ich auch gute Tage. Morgen gehe ich wieder zum Arzt. Letztens war ich auf Besuch bei einer Nachbarin. Als ich dort die Stube betrat, sah ich einen jungen, herzigen Hund. Nachher wäre er fast mit mir mitgekommen. Liebe Tochter, nun muss ich für heute mit dem Briefeschreiben aufhören. Alles Liebe und Gute und sei brav. (Daheim, 24.01.77)

Liebe Mutter

Ich hoffe, dass Du jetzt schön brav bist, viel schläfst, zu Essen versuchst und nicht den Glauben und die Geduld verlierst. Liebe Mutter, ich küsse Dich nun ganz sanft auf beide Wangen. (F-02.4.77)

Liebe Tochter

Ich bin seit dem 9. April wieder daheim, bin sehr schwach. Nun habe ich eine Familienhelferin. Bitte verzeih, wenn ich nicht so viel schreibe. Wenn es mir nicht schlechter geht, werde ich Dir bald wieder schreiben. Es freut mich so, dass Du so fleissig lernst. Mache nur so weiter, es wird Dir von grossem Nutzen sein. (Daheim, 14.4.77)

Liebe Mutter

Ich verbrachte Ostersonntag mit der Familie unserer neuen Lehrerin. Nach dem Mittagessen fuhren wir - an sonnenbeschienene Wiesen vorbei - Paris entgegen. Bald haben wir das dritte Französischbuch durchgearbeitet. Es fehlt nun nur noch das Examen. Langsam fängt das Abschiednehmen hier an. Es tut doch ein bisschen weh. (F-20.4.77)

Liebe Mutter

Kannst Du das Essen bei Dir behalten? Ich denke oft, oft an Euch. Und wenn ich in die Messe gehe, gilt Euch daheim mein innigstes Gebet. (F-27.4.77)

Liebe Tochter

Heute habe ich mich aufgerafft. Du siehst es an meiner Schrift und an den Fehlern, die ich mache. Aber ich glaube, lesen kannst Du es noch. Ich bete jeden Tag zur Gottesmutter. Vielleicht geschieht das grosse Wunder. Dann würde Deine nächste Zeit auch schöner. Ich schreibe Dir bald wieder. Empfange die liebsten Grüsse und Küsse. (Daheim, 05.05.77)

Liebe Mutter

Vater schrieb, dass Du Dich sehr über den Rosenkranz gefreut hast. In meinen Gedanken bin ich immer bei Dir. Dann lege ich meine Hand auf die Deinige und gebe Dir damit meine junge Kraft. Und wenn Du schläfst, besuche ich Dich im Traum und lege mich - so wie früher, als ich noch klein war - zu Dir. Liebe Mutti, ich habe Dich sehr, sehr lieb. (F-12.5.77)

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