Müll aus dem Seelenhaus

Benita Batliner, 22.08.2021

Benita Batliner
Benita Batliner

Den einen Menschen finden, der mich mein ganzes Leben lang glücklich macht, der mich auf Händen trägt und mir die Wünsche von den Augen abliest, der mit mir durch dick und dünn geht. Der Eine, der mich versteht, der meine Erwartungen erfüllt, ohne dass ich etwas sagen muss, der mich liebt und erträgt, so wie ich bin.

Hand aufs Herz, wer hat davon noch nicht geträumt?

Das Dumme ist nur, dass es ein Traum bleiben wird. Es sei denn, ich bin mir selbst dieser Eine.

Liebesglück beginnt in mir.

Es gibt diese Paare, die noch im hohen Alter Händchen haltend durch die Parks spazieren, und ihr Anblick berührt mich immer wieder. Es mag auch Paare geben, die eine Formel für ihr andauerndes Glück gefunden haben. Aber die Regel sind sie nicht.

Die ist eher, dass wir von Beziehung zu Beziehung wandern und von Hochzeit zu Scheidung oder zu lange in einer Beziehung stecken bleiben, die uns nicht gut tut.

Bei mir war es so. Immer verliebt, immer auf der Suche nach Liebe, immer wieder ein anderer, immer wieder gescheitert. Aber ist das wahr? Bin ich gescheitert?

Jeder Partner hat mich näher zu mir selbst geführt. Weil er mir meine Bedürftigkeiten, meine Lebensthemen aufgezeigt hat. Natürlich musste ich bereit sein, hinzusehen und die oftmals nicht sehr angenehme Wahrheit über mich selbst anzunehmen. Tat ich es nicht, wurde mir das gleiche Thema beim nächsten Mann wieder vorgesetzt, oft noch deutlicher als zuvor. War das dann endlich einmal abgehakt, kam auch gleich das nächste Thema dran.

So gesehen, war jede Begegnung ein Liebesglück, auch wenn die Beziehungen von unterschiedlicher Dauer waren. Und es hat gedauert, bis ich zu mir fand. Aber jede Ablehnung, jedes Aus, führte mich ein Stück näher zu mir, bis ich mich selbst zu lieben lernte und keinen anderen mehr brauchte für mein Glück. Ich war die schönste Liebesbeziehung eingegangen, die man führen kann. Diejenige mit sich selbst.

Die Dinge, die uns an unserem Liebsten stören, sind oft Wegweiser zu unseren eigenen unaufgeräumten Ecken und damit Chancen, wieder etwas Müll aus unserem Seelenhaus zu entsorgen. Aber es ist viel leichter, jemand anderen zu kritisieren, als bei sich selber hinzusehen. Die Energie die wir für die Änderungsversuche unseres Partners aufwenden, könnten wir sinnvoller nutzen, indem wir uns selbst erforschen.

Was brauchen wir? Wie können wir uns das selber geben? Damit schaffen wir nicht nur für uns selbst einen Raum der Entfaltung, sondern gewähren denselben auch unserem Partner. Je näher wir uns selber kommen, desto freier und gelassener werden wir. Ein solcherart geweiteter Raum bietet nicht nur vielfältigere Möglichkeiten der Begegnung, in ihm gedeiht allmählich auch die Bedingungslosigkeit der Liebe.

Je wohler ich mich mit mir selber fühle, desto grosszügiger bin ich auch mit den sogenannten Schwächen meines Partners und kann ihn immer leichter so lieben wie er ist, weil ich auch gelernt habe, mich so zu lieben wie ich bin.

Wenn ich mich selber liebe, brauche ich keinen Traumpartner. Dann bin ich aufgewacht aus den Illusionen der einen perfekten Liebe und der ewigen Romantik. Dann bin ich angekommen in der echten Liebe, die sich jeden Tag aufs neue für sich selbst entscheidet und weiss, dass sie genauso gepflegt werden möchte, wie eine Pflanze. Erst dann wird das Gesetz der Resonanz den Menschen in mein Leben führen, dessen Taschen ebenfalls voll sind, und wir brauchen nicht länger um Brosamen zu betteln, sondern können uns gegenseitig aus unserer Fülle beschenken.

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