Neue Wege bei der Behandlung von Alzheimererkrankungen

Dr. med. Thomas Gropp, 25.10.2022

Dr. med. Thomas Gropp
Dr. med. Thomas Gropp

Von meinem Freund hörte ich Erstaunliches! An Alzheimer erkrankt, wunderte ich mich, dass es ihm nach einer Behandlung mit Transkranieller Pulsstimulation wesentlich besser geht.

Herr Dr. Gropp, was haben Sie mit meinem Freund Heinz gemacht, was ist eine Transkranielle Pulsstimulation?

Das freut mich sehr zu hören, dass es Herr X. auch sichtbar besser geht! Die Behandlung von Alzheimer-Erkrankungen ist sehr komplex und medikamentös leider kaum verbesserbar, im besten Fall etwas stagnierend. Für meine Patientinnen und Patienten bin ich immer auf der Suche nach erfolgversprechenden Behandlungen. So bin ich auf die Transkranielle Pulsstimulation gestossen, die mich mittlerweile voll überzeugt.

Und wie funktioniert das?

Das Prinzip der Pulsstimulation ist bereits seit vielen Jahren in der Medizinischen Therapie etabliert. Mit Impulsen werden die betroffenen Areale beschallt. Dabei werden - abhängig von der Intensität  Schallwellen - entweder, wie im Falle der TPS (Transkaniellen Pulsstimulation), Entzündungen im behandelten Gewebe aufgelöst und die Durchblutung angeregt. Das gleiche Prinzip wird zum Beispiel bei der Stosswellenlithotrypsie angewendet, wenn Steine in der Niere oder in der Blase zertrümmert werden.

In dem Fall der TPS kann der Behandler direkt an dem von der Erkrankung betroffenen Areal im Gehirn die Impulse platzieren. Dies wird möglich gemacht, indem ein MRT (Kernspin) des Gehirns des Patienten im Gerät geladen wird. So kann eine individuelle Therapie durchgeführt werden, weil die Behandlung auf jeden einzelnen Patienten abgestimmt wird.

Das hilft bei Alzheimer-Demenz?

Die neurologische Universitätsklinik in Wien hat hierzu eine Studie durchgeführt und die Wirkung bei Alzheimer Demenz ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Kann es auch für andere Krankheiten angewendet werden und wenn ja, für welche?

Derzeit ist eine weitere vielversprechende Studie bei Parkinsonpatienten am Laufen. Zudem haben Kollegen von mir bereits Patienten mit anderen Erkrankungen, wie Schlaganfallpatienten und Long-Covid-Patienten und auch MS-Patienten behandelt und berichten über gute Ergebnisse. Dies ist allerdings noch nicht wissenschaftlich untermauert und deshalb ein „off-label-use“ des Gerätes.



Wie funktioniert denn eine solche Sitzung?

Selbstverständlich erfolgt zunächst eine Aufklärung des Patienten über die Behandlung und zu möglichen Nebenwirkungen.

Wenn wir das MRT (Kernspin) des Kopfes haben, wird dies ins Gerät eingegeben und die Behandlung kann beginnen. Eine Sitzung dauert zwischen 45 und 60 Minuten.

Wie oft muss eine solche Behandlung durchgeführt werden?

Empfohlen sind 6 Sitzungen in 2 Wochen und danach - individuell angepasst - einmal im Monat eine Folgebehandlung. Bei Verschlechterung des Zustandes des Patienten wird eine Folgeserie nach einem halben Jahr empfohlen.

Gibt es dafür Studien und wie ist der Wissensstand heute?

Wie bereits erwähnt, wurde die Behandlung anhand einer medizinischen Studie in der Neurologischen Klinik der Universität Wien untersucht und deren Wirkung nachgewiesen.

Wenn man weiss, wie wenig Medikamente helfen und wie immens hoch die Folgekosten für Alzheimer sind, fragt man sich, warum sich die Krankenkassen noch nicht an den Kosten beteiligen, wissen Sie wie hier der Stand ist?

In der Regel dauert es bei so neuen Behandlungsmethoden immer sehr lange, bis solche Verfahren von der Allgemeinen Grundversicherung übernommen werden dürfen. Erschwerend kommt hinzu, dass hier vor allem Lobbyisten ihren Einfluss geltend machen und sich gegen die Konkurrenz neuer - letztendlich erst noch viel günstigeren Behandlungsmethoden - wehren . Zu guter Letzt muss auch die Politik (das BAG) die Übernahme der Kosten bewilligen.

Wie läuft es ab, wenn jemand Interesse an einer solchen Behandlung bei Ihnen hat, wie geht man vor?

Der Patient ruft direkt bei uns in der Praxis an und meldet, dass er an einer TPS (Transkaniellen Pulsstimulation), interessiert ist. Bei einem ersten Termin wird die Behandlung erklärt und das weitere Vorgehen besprochen. Dazu nimmt er bereits ein MRT mit, wenn er ein aktuelles hat. 

Herr Dr. Gropp, ich danke Ihnen für dieses Gespräch. Ich bin begeistert vor allem seit ich Heinz getroffen habe und verblüfft war, über seinen verbesserten Allgemeinzustand und ich hoffe, dass viele Alzheimer-Patientinnen und -Patienten mit einer solchen erfolgversprechenden Behandlung ebenfalls geholfen werden kann. 

Das Interview führte Verena Lüthi, Redaktion

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