Julia Onken, 20.10.2016
Weil heute jede
zweite Ehe geschieden wird, kommt das Familiensystem da und dort während einer
längeren Phase ins Wanken. Für alle Beteiligten eine schwierige Situation,
nicht nur für die Eltern in ihrer Scheidungssituation, sondern ebenso für die
Kinder. Auch hier erbringen Grosseltern, die der emotionalen Verunsicherung
entgegenwirken, eine bedeutende Leistung. Sie sind oft wie ein Fels in der
Brandung und für die Enkel der Ort, an
dem ihnen ungebrochene und kontinuierliche Aufmerksamkeit geboten und
Zuverlässigkeit und Sicherheit vermittelt wird. Auch das ist gut so.
Wie kommt es aber, dass in der Öffentlichkeit diese grosse Leistung und die immensen grosselterlichen Hilfsdienste nicht etwa lobend zur Kenntnis genommen, sondern gar ins Gegenteil verkehrt werden? Aufgrund des demografischen Wandels drohe den Rentensystemen der Kollaps: „Die Jungen zahlen für die Alten“, heisst es, also immer mehr Junge haben für die Alten aufzukommen. Hier hat sich ein schwerwiegender Gedankenfehler eingeschlichen: Die Alten sind es doch, die mithelfen, dass das Bruttosozialprodukt ständig steigt. Sie sind es, die es berufstätigen Eltern ermöglichen, ohne allzu grosse Hindernisse ihre Aufgaben wahrzunehmen. Sie sind es, die Kindern Halt geben, damit sie ihre Schulabschlüsse selbst dann meistern können, wenn das Familiensystem aus dem Ruder läuft.
Diesen Tatbestand auszublenden, ist nicht gut. Mehr noch: dumm.