Petra Lienhard

Petra Leinhard, 29.01.2020

Petra Lienhard
Petra Lienhard

Mit dem Tod meines Ehepartners verlor ich auch meine Orientierung. Kein Stein passte mehr auf den anderen. Unser gemeinsam bewohntes Einfamilienhaus erschien mir ohne ihn riesengross.

Wie soll ich jetzt, ganz allein, Haus und Garten pflegen, Geld verdienen und den Haushalt bewältigen? Von meinen Söhnen wurde ich in den ersten, schlimmsten Tagen aufgefangen und gestützt. Doch dann kam die Zeit, dass sie in ihren eigenen Familienalltag zurückkehrten. Die Veränderung meiner Wohnverhältnisse lag nun in meinen Händen. Mein Wunsch: "Eine kleine überschaubare, ebenerdige Eigentumswohnung. Kein Umschwung, dafür rollstuhlgängig!"

Nach ausgedehntem Recherchieren fand ich endlich ein passendes Objekt. Der durch die Hypothek angesetzte Mietzins war akzeptabel. Meine völlig durcheinander geratene Welt bekam wieder festen Boden. Voller Elan richtete ich mich ein und ein neuer Alltag empfing mich wohlwollend. Der traurige April wurde abgelöst durch einen freundlichen Frühling. Sonnige Tage erhellten meine Seele.

5 Jahre später. Auf dem Steuer-Papier bin ich eine vermögende Witwe. Heute würde ich aber finanziell besser dastehen, wenn ich unser gemeinsames Haus behalten hätte. Eine über dreissigjährige Liegenschaft wird steuermässig nicht so hoch eingeschätzt wie eine kleine, dafür nagelneue Eigentumswohnung. Der absurde, im Gesetz immer noch vorhandene "Eigenmietwert" wird als Einkommen aufgeführt! Aber ich kann mein Daheim weder vermieten (Wo soll ich dann bleiben?) noch den täglichen Bedarf davon bezahlen. Ich weiss, ich bin nicht die einzige Witwe in dieser Situation.

Macht für mich nun ein Verkauf oder das Behalten der Wohnung mehr Sinn? Stehe ich mit einer Mietwohnung finanziell besser da? Während den letzten fünf vergangenen Jahren haben sich bei mir auch Bedürfnisse herauskristallisiert. Die Entscheidung, ohne Haustier meinen neuen Alltag zu meistern, habe ich sehr bereut. Tiere waren, so lange ich denken kann, ein Teil unserer Familie. Als ich dann erst meinen Mann verlor, dann mein Zuhause und obendrein noch meine geliebten Katzen, war ich noch der Ansicht, sicher steckt ein Sinn dahinter. Doch in diesem Punkt habe ich die Vorschrift, dass keine Tierhaltung erlaubt sei, unterschätzt. Allein zu wohnen ist schön, aber auch einsam. Wie bereichernd wäre es doch, einen kleinen Hund an meiner Seite zu haben.

Ich bin gerade dabei, umzulernen und mein Leben zu ordnen. Meine Erkenntnis:

Eigentum hat in meinem Alter einen anderen Stellenwert. Bekanntlich hat das letzte Hemd keine Taschen und das ist auch gut so.

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