Julia Onken, 09.08.2018
Ich bekenne: Die Royals zogen mich noch nie in
ihren Bann. Das hat sich schlagartig geändert, als ich das dünne Büchlein „Royally Incorrect – Die besten Sprüche von Prinz Philip“ entdeckte.
Mit lockerem Mundwerk lästert er über
alles und pfeift auf politische Korrektheit: „Wenn ein Mann seiner Frau die
Autotür öffnet, kann das zweierlei bedeuten: Entweder ist es eine neue Frau
oder ein neues Auto.“ Selbst die Familie
ist vor ihm nicht sicher, und auch seine Tochter, die Pferdenärrin Anne, bekam
ihr Fett weg: „Wenn es nicht furzt oder Heu frisst, ist sie nicht
interessiert.“ Er tritt mit seinen Anzüglichkeiten und Frechheiten punktgenau
in jedes Fettnäpfchen, und während allen der Atem stockt, scheint er es zu geniessen.
Wir wundern uns vielleicht darüber und fragen, wie das die Queen mit ihm aushält? Ausgerechnet dieser Frau, diszipliniert und kontrolliert, die niemals ihrer emotionalen Bewegung freien Lauf liesse, müssten doch seine verbalen Ausrutscher peinlich sein!
Während wir uns fremdschämen, wenn der Partner, die Partnerin oder die Kinder sich daneben benehmen und wir am liebsten in den Boden versinken würden, bleibt die Königin völlig gelassen.
Es ist anzunehmen, dass dies genau das Geheimnis ihrer langjährigen Ehe ist: Arbeitsteilung auf hohem Niveau: Was sie sich nicht erlauben kann, übernimmt er und lebt es stellvertretend für sie. Er spricht aus, was sie nicht darf. Somit ist Prinz Philip für seine Frau überlebenswichtig, denn er sorgt dafür, dass sie nicht in protokollarischer Enge erstickt. Die meisten Ehen – wenn nicht vorzeitig das Handtuch geworfen wird – funktionieren nach dem bewährten Ergänzungsprinzip: Was dem einen fehlt, hat der andere.
Rory Scarfe „Royally Incorrect, C.H. Beck