Sei dein eigener Boss

Maya Onkwn, 29.01.2020

Maya Onken

«Ja, ich nehme dieses Schuhpaar, weil ich es genau einmal anziehen werde und davon dann einen Monat eine schmerzhafte Blase mit mir herumtrage.» -«Ok, ich stelle Barbara ein und sie wird mein finanzieller Untergang sein, das Team desorientieren und mich 10% meiner Jahresenergie rauben.» - «Ich gehe mit diesem Mann mit nach Hause, starte eine Liebesbeziehung, die mich 100 Liter Tränen, eine gute Freundin und ein leeres Bankkonto kosten wird.» Natürlich denken wir nicht so, wenn wir eine Entscheidung treffen. Wir hoffen auf eine gute neue Mitarbeiterin, ein tolles Schuhpaar oder die grosse Liebe. In dieser hundertstel Sekunde der Entscheidung nehmen wir einen gelingenden Entwicklungsweg zu einer glücklichen Zukunft an. Deshalb machen wir es.

Und wie wir alle wissen, können wir uns täuschen. Die Dinge laufen anders. Barbara stellt sich als eine gundsätzlich misstrauische Person heraus, die ihre Computerkenntnisse und Bürofitness nur vorgeblufft hatte, welche manipulativ das Team gegeneinander ausspielt und mir viele schlaflose Stunden bereitet. Der Absatz vom Schuh ist einfach ein Tick zu hoh, die linke Zehe drückt schon nach 5 Minuten. Der neue Mann ist ein Vollblutsweiberheld, der jedem Rock nachblickt und jedem weiblichen einladenden Augenzwinkern folgt. 

Das konnten wir damals nicht wissen. «Ich habe einen grossen Fehler gemacht!», sagen wir und meinen dabei unsere Entscheidung. «Mein Gott, schau dir diesen Schaden an!», klagen wir und sprechen von den Folgen unserer Entscheidung.

Wenn diese zwei Sätze das Ende unserer Gute-Nacht-Geschichte wären, dann würden jetzt Alpträume folgen. Das ist nur der Auftakt in das nächste Kapitel. Das ist die Einladung für die bevorstehende Party. Nimm ein Glas und stosse an: «Was lehrt mich diese neue Erfahrung? Wie kann ich meine Klugheit und Erfahrenheit anreichern?» Ich sollte Schuhe im Laden länger anhaben und fünf Minuten damit herumgehen. Ich könnte das nächste Mal mit neuen Mitarbeiter/innen einen Probetag einlegen und sie auf die nötigen Aufgaben testen. Ich könnte Männer erst einige Male treffen und sie genauer analysieren. Wir sind schliesslich die Summe unserer Fehler und Schadenserkenntnisse. Ohne sie wären wir ein unbeschriebenes Blatt und eine leere Box.

Freu dich also über die Einladungen im Leben, wieder etwas Neues lernen zu dürfen. Nimm diese Chancen ernst. Sei dein Boss über deine eigene Entwicklungsmöglichkeiten.

Wenn du über den Schaden jammerst, das Unglück als ungerecht anklagst, deine Beschlüsse von damals verdammst, dann verpasst du genau diese Gelegenheit zu wachsen. Das Leben möchte bei dir eine grosse Einzahlung machen, eine Investition in deine Klugheit, also wirf den Check nicht in den Mülleimer.

Sobald du einen Zipfel der Geschichte packst, diesen genau ansiehst, deine Erkenntnisse daraus ableitest, dein Wissen aufstockst, deine Handlungsmöglichkeiten um eine neue Wende ergänzt, dann hast du das Lebensangebot angenommen, dein Boss über dein Leben zu sein, aus Schaden klug zu werden, aus Fehlern zu lernen und bei der nächsten Entscheidung zu wissen, dass sie in dieser Sekunde die beste ist, die du treffen kannst. Und weil du nun ein Lernprofi bist, macht dir eine ungewünschte Entwicklung deines Entschlusses keine Angst mehr. Es könnte höchstens eine Opportunität sein, in dich zu investieren.

 

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