Silvia Trinkler - Angefangen hat es mit Schreiben

Silvia Trinkler, 03.03.2020

Silvia Trinkler
Silvia Trinkler

Die Grauhaarige mit der Brille stellt die Blumen mitten in den Raum. Die Frauen, junge und ältere, bekommen an einem kalten, nebligen Januartag ein bisschen Frühling geschenkt. Frühlingsblumen – zart rosa Köpfchen, noch nicht ganz offen, satt grüne breite Blätter – erwärmen das Herz.

Sie geniesst den mehrtägigen Lehrgang „Selbst und Sicher“. Den hat sie sich zum Geschenk gemacht. Seit ein paar Jahren beschenkt und belohnt sie sich! Besucht „Romanshorn-Seminare“ mit Gleichgesinnten und tankt Energie für den Alltag! Das Frauenseminar hat ihr Leben verändert, ihre Einstellung zu den Menschen, ihre Werte. Vieles – nein alles! Die Kindheit, das Elternhaus, die Beziehungen, die Vergangenheit und die Gegenwart, sie kann vieles verstehen oder wenigstens akzeptieren. Sie weiss was sie will und geht ihren Weg.

In eigene Sache? Nein, in persönlicher Sache: ... angefangen hat es mit Schreiben. Texte ohne Konzept – aber mit viel Wut! Nein, das war mitten drin im Leben.

Der wirkliche Anfang?

Ein sehr kleines Mädchen, büxte in einem unbeobachteten Moment aus um die Welt zu entdecken. Es landete ein paar Häuser vom Elternhaus entfernt beim Altersheim. Da blühten wunderbare Tulpen in allen Farben. Die Kleine konnte nicht widerstehen und pflückte alle! Manche nur das Köpfchen. andere mit dem Stängel und die Restlichen zog sie mit der Knolle aus dem Boden. Sie freute sich. Die Heimleitung weniger. Die Eltern schwankten zwischen Erleichterung ihr Kind wieder zu haben und Wut über die Unverfrorenheit der kleinen Göre. Die betagten Menschen im Heim fanden die Kleine so niedlich und süß, dass sie beschlossen dem Mädchen einen Plastik-Tulpenstrauss zu schenken. Mit der Hoffnung, dass die grossen schlanken Blütenköpfe im nächsten Frühjahr stehen bleiben dürften.

Rückblickend ein kleines selbstsicheres Kind, das wusste was es wollte. Aus dem Mädchen wurde eine junge Frau und irgendwann übernahmen ihre Liebsten das Blumenpflücken und brachten ihr jedes Jahr zum Geburtstag die ersten Tulpen.

Die ältere Frau sitzt in im Frauenseminar, der Tulpenstrauß steht in die Mitte. Sie hat Geburtstag, mitten im Winter – ihre Liebe zu den Frühlingsboten ist geblieben. Auf ins nächste Jahr! Reich beschenkt von einer Gruppe wohlwollender Frauen, auf den Spuren zu ihren eigenen Werten! Im letzten Moment fällt ihr ein, dass sie genau an diesem Tag vor vielen Jahren im Spital von Romanshorn geboren wurde. Jetzt gerade, so nah bei den ureigenen Wurzeln schließt sich der Kreis in mehrfachem Sinn.

 

 

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