Simone Buser, 25.11.2019
Da hocken die Krähen auf den Ästen und unter ihnen tanzen Vogelscheuchen Tango im Takt der endlosen Einkaufsgier.
Da schon gärt der Katzenjammer in all dem Plunder, der irgendwann wie Zunder mit dem Müll verglüht.
Zuvor liegt er noch kurz im Kerzenschein. Doch nach dem ersten flauen Gefallen findet er bald seinen Platz auf dem Dachboden oder in einem verstaubten Kellergestell.
Gekrächze und schmalzige Besinnlichkeit verhallen an den Häuserzeilen. Plastiksterne schimmern fahl und nussige Honigsüsse verduftet in der Abgasluft. An der nahen Kirchenuhr zerbröselt die letzte Zeit in diesem Jahr.
Ob dieser Tristesse rumort es in den Vogeldärmen. Schon plumpsen die ersten Häufchen in die Tiefe und verschmelzen mit den flockigen Kristallen, die auf Haare und Nasen fallen.
„Schaut nur nach oben, ihr strohköpfigen Deppen! Wir wetten, dass ihr jetzt unter die Dusche rennt und der Dreck in eurem Abfluss stecken bleibt!“
Sie schwingen die Flügel über die Dächer, hinaus in die verschneite Weite.
Liebe Frau Buser - Vielen Dank für das Gedicht. Es spricht sicher vielen Menschen aus dem Herzen. Ich verstehe es als Kritik an der umweltschädlichen Lebensweise und am unreflektierten Konsumieren unserer westlichen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Da wundern sich die Krähen natürlich, denn solche Habgier und Oberflächlichkeit ist ihnen fremd.
Ich denke, die Lust zu Konsumieren und sich darzustellen ist nicht nur in der Weihnachtszeit präsent. Sie zieht sich durch unser gesamtes Leben. Ich habe mich selbst ertappt, denn ich liebe die Strassen der Stadt im Licht der Weihnachtsbeleuchtung und verschiedenen Dekorationen - aber mal ehrlich: eigentlich braucht diese Licht- und Umweltverschmutzung niemand wirklich. Sie hat sich, wie viele unserer Vorlieben und Marotten so eingebürgert und dann macht man halt mit - man möchte mit seinen Ansichten ja nicht allein dastehen.
Ich verstehe das Gedicht in Zeiten der Debatte um den Klimawandel als sehr aktuell und es macht nachdenklich und betroffen-jedenfalls mich.
Vielleicht haben wir alle in der "besinnlichen" Zeit vor und nach dem Jahreswechsel ein paar ruhige Momente der inneren Einkehr, in dem wir unser Konsumverhalten und unsere Lebensweise kritisch hinterfragen und für uns ganz persönliche Entscheidungen treffen können, die unsere Welt ein bisschen nachhaltiger und die Welt für unsere Kinder ein bisschen sauberer machen könnte. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nachhaltige echte Begegnungen und ein natürlich schönes Fest.
Liebe Frau Studer
Danke für diesen Kommentar! Sie haben meine beabsichtigte Aussage auf den Punkt gebracht. Ich freue mich, dass der Tex auf ein Echo gestossen ist. So sind wir alle auf dem Weg, Gewohnheiten zu hinterfragen. Die Zeit wird im Laufe des Lebens zum höchsten Gut und sie rennt, hoffentlich immer mehr am übermässigen Konsum vorbei.
Ich wünsche Ihnen von Herzen entspannte frohe Festtage.
Herzlich
Simone Buser