Tipps für ältere Menschen mit schmalem Budget

Petra Lienhar, 24.07.2019

Petra Lienhard
Petra Lienhard

Seit letzten Samstag befinde ich mich in einer gravierenden Umbruchphase. Ich habe meine beiden Söhne inklusive «Kind und Kegel» zu mir nach Hause eingeladen. Mir war es wichtig das Thema «Was kann ich tun, damit ich nicht dauernd nur eintrudelnde Rechnungen bezahle, sondern mir auch noch ein bisschen für mein Wohlbefinden leisten kann,» in der Familie zu besprechen. An jedem Monatsende bleibt nichts mehr übrig, um für kleine Extras ein wenig auf die Seite zu legen!

Der Nachmittag wurde durch die Darstellung meines Budgets zu einer hoch interessanten Debatte! Ich staunte nicht schlecht, wie meine Söhne dieses heikle Thema angingen. Mir wäre zum Beispiel nie in den Sinn gekommen, meine abgeschlossenen Versicherungen zu hinterfragen. Ich bin nach dem Tod meines Ehemannes umgezogen und wohne nun nicht mehr im Einfamilienhaus, sondern in einer Wohnung. Zum Glück kennt sich meine Schwiegertochter bei Versicherungen aus. Sie passte die Police an und so kann ich einige Franken einsparen. Ich war tatsächlich komplett überversichert!

Dann fragten meine Söhne: «Mom, was ist dir wirklich wichtig, und auf was möchtest du auf keinen Fall verzichten?» Allein schon diese Fragestellung hat mich fast umgehauen. Ich begriff plötzlich, keiner meiner Kinder will mir durch straffen Verzicht das Leben vergällen! Für mich eine Erfahrung, die mir bestätigte, irgendetwas in unserer Erziehung müssen mein Mann und ich bei unseren Kindern richtig gemacht haben. Eine Welle des Stolzes übermannte mich und ich konnte die Freudentränen nicht mehr zurückhalten.

Wir sind jeden Posten meiner Verpflichtungen durchgegangen. Von der Seite der Kinder kamen Angebote. «Wenn du die Räder vom PW zweimal im Jahr wechseln musst, dann sollen dir keine Kosten entstehen!» schlug ein Sohn vor. Toll, bis jetzt beauftragte ich eine Garage dafür. «Ich übernehme den Wechsel der Räder und die jeweiligen Winter- oder Sommerräder bleiben bei mir in der Garage!» erklärte er weiter. Und der andere Sohn meldete sich zu Wort: «Ich fülle mit dir zusammen ein paarmal deine Steuererklärung im Internet aus. So lernst du, sie auch alleine auszufüllen! Wenn du mal etwas nicht verstehst, rufst du mich an. Damit sparst du dir den teuren Steuerberater!» Ich war sprachlos.

Auch mein Festnetz Telefonanschluss kam zur Sprache. «Brauchst du diesen wirklich? Du hast doch ein Handy, und meistens bist du sowieso irgendwo unterwegs!» Einen kleinen Moment war ich etwas überfordert! Ich bat um Bedenkzeit: Meine Antwort lautete «Und dass es euch klar ist, ich bleibe bei meinem jetzigen Anbieter! Bis jetzt bin ich sehr zufrieden mit deren Service!» Heute habe ich mich erkundigt und staunte nicht schlecht, wie viel günstiger ich fahre ohne Festnetz. Alles andere bleibt wie gehabt! Das heisst, meine Annehmlichkeiten für TV, Handy und Internet werden nicht verändert. Klasse!

Nun ist nur noch mein Auto ein grosser Posten. Aber ich denke, über kurz oder lang kommt für mich ein General-Abo der SBB in Frage. Parkplätze werden immer teurer und auch langsam rar. Mit ÖV ist mein Wohnort gut erschlossen.

Zu meinem Erstaunen hat sich beim Ordnen und beim Verzicht auf Dinge die ich überhaupt nicht brauche, auf meine Finanzen sehr positiv ausgewirkt. Jetzt überträgt sich der Verzicht auch auf meinen Haushalt. Viel zu viel Nutzloses füllt meine Schränke und Schubladen. Ballast abwerfen, das ist im Moment meine Devise! Unglaublich, beim Betrachten meiner Habseligkeiten fragte ich mich immer wieder: «Wann hast du das zuletzt in den Händen gehalten oder gar benutzt?» Meistens musste ich mir eingestehen: «Keine Ahnung!»

Leben und geniessen in vollen Zügen. Keinen Sonnenaufgang, keinen Sternenhimmel, keine Jahreszeit nur einfach registrieren, sondern bewusst in mir aufnehmen! Mir selber näherkommen, das ganze Tand und Konsumangebot links liegen lassen! Das ist purer Luxus! Darauf werde ich den Rest meines Lebens aufbauen.

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