Maya Onken, 27.02.2019
Ich weiss es: Krisen gehören zum Leben. Aber wenn sie an unsere Haustüre klopfen, machen wir ihr nur widerwillig die Türe auf. Wer hat schon Lust auf Schmerz, Verlust, Trauer, Ratlosigkeit und Verzweiflung! Wer möchte sich schon freiwillig die Federn vom Leben rupfen lassen! Das Leben lieferte mir einige Lektionen, die mir ziemlich zugesetzt hatten, die ich aber im Rückblick besehen, nicht mehr missen möchte.
Als unser zweites Kind auf die Welt kam, wurden Nächte zum Alptraum. Unsere Tochter schlief zweieinhalb Jahre so unruhig, murrend und weinend, dass wir nachts bis zu 17 Mal aufstehen mussten. Und das neben einem Manager-, Mutter- und Haushaltsjob. Nach zwei Jahren schickte mich mein damaliger Chef (ich bin ihm heute noch bis in jede Zelle dankbar für diese grossartige Geste) in einen längeren Zwangsurlaub, ich solle mein Privatleben richten, das sei kein Zuschauen mehr. Denn wer den Hausschlüssel im Kühlschrank unterbringt, einen Auffahrunfall nicht mehr wahrnimmt, muss aus dem Verkehr gezogen werden. Obwohl ich es einsah, hatte ich hart damit zu kämpfen. Wer bin ich noch, wenn ich nicht mehr funktioniere und arbeite? Und natürlich habe ich mir die Frage gestellt, was mache ich wohl falsch, dass dieses Kind nicht schläft. Aber ich fragte mich auch, welche Energiequellen muss ich im Rahmen der Selbstfürsorge anzapfen und welche Killer kann ich streichen. Die ruhige Gangart und Reflexion halfen mir, neue Lösungen zu finden und siehe da, es hat geklappt: Die Kleine wollte einfach nur bei ihrer grösseren Schwester im gleichen Zimmer schlafen. Und dann war Ruhe und ich konnte wieder die ganze Nacht durchschlafen.
Als ich 8 Jahre später 3 Tage vor Weihnachten auf dem Eisfeld meinen Ellenbogen zersplittert habe, hat mich dieser Sturz nicht nur zu Fall gebracht, sondern ich musste von einer Sekunde auf die andere die Notbremse ziehen. Wer, wie ich, ständig in überhöhtem Tempo durch die Tage braust, am Morgen sich Listen zusammenstellt, die schon beim ersten Blick darauf verraten, dass sie in 24 Stunden nicht zu bewältigen sind, der landet bei einer derartigen Bewegungslosigkeit in einer Lebenskrise. Nun, Geduld gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen, aber ich hatte keine andere Wahl, mich mit der Frage zu beschäftigen: wieviel bin ich noch wert, wenn ich nichts leiste.
Als ich zehn Jahre später mein eigenes Unternehmen gründete, wusste ich, Schluss jetzt mit der alten Strategie, stets mit erhöhter Geschwindigkeit durch meine Aufgaben zu hetzen. Nun musste ich lernen, zu planen. Ein Business Plan muss erstellt werden! Wie führt man eine Firma? Wie geht man mit Personal um? Dann war noch die härteste Nuss zu knacken: Wie bringt man übermässiges berufliches Leistungsengagement mit privaten und persönlichen Bedürfnissen unter einen Hut?
Aber ich hatte ja bereits eine gute Schulung hinter mir! Aus der ersten Krise habe ich gelernt, Kraftquellen anzapfen und mich von Energiekiller verabschieden. Aus der zweiten Krise habe ich gelernt, Geduld zu üben und nachzudenken.
Somit war ich eigentlich ganz gut ausgerüstet:
Und hier noch eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, um den Federwechsel gut zu überstehen: