Von wegen Heiligen Nacht

Julia Onken, 19.11.2020

Julia Onken
Julia Onken

Editorial

Von wegen Heiligen Nacht - Faktencheck Weihnachten

Nun ist es wieder soweit. Bald ist Weihnachten. In Gärten und an Häusern leuchten Dekorationen aller Art. Für einige eher ein Ärgernis, sie wollen damit nichts zu tun haben und verreisen am liebsten in ein Land, wo davon nichts zu spüren ist. Andere indessen versetzt diese Zeit in eine eigenartige Vorfreude, sie schmücken jede Ecke mit weihnachtlichen Dekorationen, umgeben sich mit Glitzerglanz und können nicht genug davon bekommen.

Wenn etwas derart gegensätzliche Reaktionen auszulösen vermag, lohnt es sich, nachzufragen, welches Geheimnis wohl dahintersteckt. Denn eines dürfte wohl klar sein, eine Betroffenheit liegt in jedem Falle vor, ob positiv oder negativ ausgerichtet. Es ist also anzunehmen, dass sich rund um das Weihnachtsgeschehen etwas ereignet, was die Menschen in irgendeiner Weise umtreibt und tief berührt.

Dabei spielt sich ein interessanter Prozess ab, schliesslich ist den meisten bewusst, dass es sich bei der Weihnachtsgeschichte nicht um eine geschichtliche Überlieferung handelt, sondern um einen Mythos. Der Mythos kümmert sich weder um historische Präzision noch um naturwissenschaftliche Gesetzmässigkeiten, er bewegt sich nicht im Faktischen, sondern erzählt eine Geschichte, die sich in der seelischen Landschaft der Menschheit abspielt. Der Mythos verbindet sich mit einem tiefen Wissen um das schicksalhafte Dasein des menschlichen Wesens, schlägt die Brücke zwischen Aussenwelt und Innenwelt, spinnt die Fäden zum Jenseitigen, Unbenennbaren, spürt Fragen nach «Woher – Wohin – Wozu» und lässt eine skizzierte Topographie der Seele erahnen.

In dieser Faszination besteht leicht die Gefahr, sich im Mythologischen zu verlieren, wo der Blick für die Realität schwindet. Und genau da hilft das soeben erschienene Buch «Von wegen Heilige Nacht - der grosse Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte» Klarheit über die unterschiedlichen Perspektiven zu gewinnen. Es ist eine grossartige Unterstützung, zu ordnen und sich mit den vielen Fragen, die sich immer wieder stellen, auseinanderzusetzen. Die beiden Autoren, Bibelwissenschaftler, Simone und Claudia Paganini, bringen nicht nur Licht in das Dunkel der Heiligen Nacht, sondern erhellen auch die eigene Gedankenwelt. Vor allem auch für Frauen sehr aufschlussreiche, schliesslich gibt die Sache mit Marias Jungfräulichkeit immer wieder Anlass zu Diskussionen und Spekulationen.

Das Buch ist eine Fundgrube an Faktenwissen! Es führt uns durch sämtliche Stationen der Weihnachtsgeschichte, erklärt Hintergründe, blendet Geschichtliches ein, destilliert und arbeitet damit die historische Grundlage heraus. Es ist ein wohltuender Prozess des Verstehens, einerseits der Faktenlage, andererseits, wie sich daraus mythologisches Material ableiten und zu entwickeln vermochte. Es ist also nicht zu befürchten, dass die Enthüllung die Faszination des weihnächtlichen Geschehens schmälern könnte, sondern ganz im Gegenteil: Das Dunkel der Heiligen Nacht erhält durch das vertiefte Wissen einen zusätzlichen und besonderen Glanz.

Ich empfehle dieses Buch allen, die sich weiterhin alljährlich auf dieses Fest freuen.

Simone und Claudia Paganini, von wegen Heilige Nacht – der grosse Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte, Gütersloher Verlagshaus

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