Susanne Vögeli , 30.12.2020
Susanne Vögeli
Psychologische Beraterin FSB
Praxis in Zürich und Berikon/AG
Liebe Susanne, schaut man auf Deiner Webseite, fällt sofort auf, dass Du
über einen grossen Erfahrungsschatz verfügst, was für deine therapeutische
Arbeit sicher eine Bereicherung ist. Erzählst Du uns etwas über deinen
Werdegang?
Mein Erfahrungsschatz habe ich
durch meine Sozialarbeit und Gespräche mit vielen Menschen gesammelt. Vor Allem
auch durch eigenes Erlebtes in vielen Jahren. Das Leben ist nicht immer rosarot
und fair. Doch es sind die schweren Zeiten, die einen weiterbringen, wie es das
Sprichwort «Was mich nicht umbringt, macht mich stark» so schön formuliert.
Gut, aber das allein
genügte wohl nicht, oder?
Oh nein, diverse Aus- und Weiterbildungen
zur psychologischen Beraterin, als Maltherapeutin, Katechetin und
Sozialdiakonin füllten meine "Schatzsammlung" an Fachwissen. Basis
meiner Arbeit ist aber immer das Gespräch, das Analysieren der Situation und zusammen
mit meinem Klienten die Suche nach der besten Lösung.
Welche Ausbildungen hast Du beim FSB gemacht?
Bei Julia Onken machte ich während
3 Jahren die Ausbildung zur psychologischen Beraterin. Drei sehr lehrreiche
Jahre und die wertvollste Weiterbildung die ich je absolvierte! Während dieser
Zeit habe ich gelernt und verstanden wie unterschiedlich wir Menschen sind,
aber auch wie verschieden wir mit Schwierigkeiten umgehen. Dasselbe Problem
kann für eine Person viel mehr Bedeutung haben als für eine Andere. Da benötigt
es für mich als Therapeutin Empathie, Geduld und vor Allem ein grosses Herz für
mein Gegenüber. Ich selber lernte bei Julia Onken "Loslassen". Dies
hört sich einfach an, ist es aber durchaus nicht.
Nach welchen Methoden arbeitest Du am liebsten?
Nach Carl Rogers.
Personenzentriert und humanistisch.
Was kann ich mir darunter vorstellen?
Wenn ein Klient oder Klientin
bei mir ist, konzentriere ich mich vollumfänglich auf diese Person. Und wenn
diese Mühe hat zu sprechen, weil die Sorge dermassen erdrückend ist, versuchen
wir es mit Farben. Da kommt mir meine Ausbildung als Maltherapeutin zu Gute. Ein
Bild sagt so viel aus, manchmal mehr als tausend Worte. Meine Klientin oder
mein Klient soll sich wohl fühlen und spüren, dass er oder sie ernst genommen
wird und bei mir im Mittelpunkt steht. Nur so kann meine Beratung hilfreich
sein.
Kannst Du ein Beispiel aus deiner Praxis bringen?
Eine Mutter hatte sich mit ihrem Sohn zerstritten und ist seit Jahren in
diesem Konflikt stecken geblieben. Gemeinsam mit ihr versuchte ich einen Weg zu
finden, wie sie da raus kommt oder besser gesagt, wie sie sich dem Sohn wieder annähern
kann. Schon nach ein paar Sitzungen bemerkten wir die ersten kleinen
Verbesserungen im Umgang mit ihrem Sohn. Oft sind es kleine Schritte, die aber letztendlich
grosse Wirkung ankündigen. Aber das kommt nicht von heute auf morgen, meist braucht
es Geduld. In diesem Fall hat die Mutter während der Beratungszeit ihrem Sohn einen
Brief geschrieben und er antwortete umgehend. So stand einer Versöhnung nichts
mehr im Wege. Solche erfolgreichen Erlebnisse zeigen mir auch, dass ich mit
meiner therapeutischen Arbeit auf dem richtigen Weg bin. Das ist dann für mich
als Therapeutin jedes Mal ein richtig gutes Erlebnis!.
Wo befindet sich deine Praxis?
Ich arbeite an zwei verschiedenen Standorten. Einmal in Zürich, dann auch im Kanton Aargau. Dort arbeite ich im Atelier meiner Nichte, die als Kunstmalerin tätig ist. Da ich zusätzlich Maltherapeutin bin, ist dieser Ort für die Maltherapie, als auch für psychologische Beratungen, sehr stimmig.
Du legst Wert auf die Ausstattung der Räume?
Ja, in beiden Räumen lege ich
Wert darauf, dass sich die Klienten wohl fühlen. Nur wenn es ihnen wohl ist in
einem Raum, öffnen sie sich auch mir gegenüber als Therapeutin. Das
Kunstatelier wie auch meine Praxis in Zürich bieten sich sehr gut für Gesprächstherapie
an.
Du bietest ja zusätzlich noch Maltherapie an, kannst Du das in deine
psychologischen Beratungen integrieren, wenn ja, wie kann ich mir das
vorstellen?
Der Klient oder die Klientin, malen
ein Bild. Ich gebe kein Motiv vor, sondern sie malen einfach frei drauf los mit
Farben. Dazu muss man kein Künstler sein, das kann jeder. Anhand der gemalten
Farben und Formen analysiere ich das Bild gemeinsam mit meinem Kunden. Malen heisst
die Seele streicheln. Es macht ruhig, öffnet das Herz und diese Ruhe dringt bis
in das Innerste des Menschen. Wenn das Sprechen nicht möglich ist, öffnet das
Malen das Herz und es reden die Bilder.
Auf deiner Webseite lese ich den einladenden Spruch « Sie verdienen sich
grossartig zu fühlen, ich bin da um zu helfen». Auf mich wirkt das einladend
schön und Barriere abbauend, da spürt man, dass Dir die Klienten wichtig sind.
In meinem eigenen Leben habe ich
vor allem aus Fehlern gelernt. Da ich auch Sozialdiakonin bin, spielt Theologie
eine wichtige Rolle. Für mich steht der Mensch und die Menschenwürde an
oberster Stelle! Und wenn es uns Menschen nicht gut geht, ist dies
gesundheitsschädigend und es macht einsam. Dort wo ich eine Hilfeleistung
bringen kann versuche ich es. Es gibt aber auch Situationen, wo ich allein nicht
helfen kann. Dann suchen wir gemeinsam nach einer Lösung. Ich arbeite auch mit Ärzten
und anderen Therapeuten zusammen. Für mich ist es sehr wichtig, dass der
Klient, die Klientin nicht mit Fragezeichen aus der Praxis herausgehen, sondern
dass sie wissen, welche Schritte jetzt gemacht werden müssen.
Bietest Du neben Einzel- auch Paar- oder Familientherapie an, was ist
mit Gruppen?
Einzel-, Paar- und
Familientherapie biete ich an, Gruppen mache ich zurzeit noch nicht, kommt
vielleicht noch.
Was sind deine nächsten beruflichen Pläne?
Ich werde mich laufend
weiterbilden, Kurse besuchen um mein Wissen zu erweitern. Vor allem das Familienstellen
würde ich gerne noch vertiefen. Ich liebe meine Arbeit sehr, ich will meinen
Klienten eine gute psychologische Beratung anbieten, unter Berücksichtigung der
neuesten therapeutischen Erkenntnissen.
Liebe Susanne, wir wünschen Dir weiterhin viel Freude und Erfolg.
Interview: Verena Lüthi, Redaktion