Weniger ist mehr

Gaby Kratzer, 24.07.2019

Gaby Kratzer
Gaby Kratzer

Heute ist es Trend Ballast abzuwerfen. Es wird von Befreiung statt Belastung gesprochen und die Trendsetter empfinden innere Ordnung statt Chaos.

Dies wird bereits in verschiedenen Bewegungen praktiziert. Bekannt seit den 80er Jahren die «Straight Edge» Bewegung. In den Vereinigten Staaten begann eine junge Generation von Punks den Drogenkonsum abzulehnen. Der zentrale Straight-Edge-Gedanke ist der Verzicht auf Alkohol, Tabak und andere Drogen sowie häufig wechselnde Geschlechtspartner. Während die «Zero-Waste» Generation versucht den jährlichen Müll auf ein Minimum zu reduzieren, verursachen «Normalos» rund 700 Kilogramm Müll pro Jahr und Kopf. Derweil sich nachhaltige Menschen, der Zero-Waste-Bewegung, auf ein Marmeladenglas voll Abfall beschränken. Verrückt aber scheinbar machbar. Es gibt Menschen, die den totalen digitalen Ausstieg anstreben, weil sie die digitale Welt als belastend empfinden und nicht nur die Strahlungen überall. Kein Smartphone mehr oder gar direkt die E-Mailadresse ganz löschen. Sie wollen sich von technischem Firlefanz nicht mehr den Ton angeben lassen. Unvorstellbar heute aber theoretisch möglich. Ernährungstrends ein Zeichen unserer Zeit: Superfoods (eher teuer und durch bewährtes ersetzbar – Leinsamen statt Chia-Samen als Beispiel), Veganismus (keinerlei tierische Produkte – Mangelerscheinungen müssen unter Kontrolle behalten werden), Paleo (Essen wie in der Steinzeit – In welchem Jahrtausend leben wir jetzt gerade?), Clean Eating (nur frisch auf den Tisch – sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein), Metabolic Balance (auf die Person abgestimmtes Ernährungskonzept – viele Regeln, Verzicht, Kontrolle), gluten- und lactosefreie Nahrungsmittel (ohne Krankheitsbild kein Effekt). Wellness-Kur mit nur 800 Kalorien am Tag, ins Kloster für eine Woche und Stille üben, Wohlfühlkurse in allen möglichen Variationen auf dem Markt.

So könnten wir noch vieles, in dieser Art und Weise aufzählen. Für jeden ist Verzicht etwas anderes und unterschiedlich schlimm. Nehmen wir der Tochter oder dem Sohn die Playstation weg (klar, nicht allen – «Damen und Herren bitte nicht laut rufen»), dann ist Verzicht ganz anders gewichtet als wenn wir nur 1x pro Woche Salat zum Mittagessen reichen würden. Nehmen wir der/dem (superwichtigen) Super-Manager das Handy weg, dann ist die Katastrophe geboren («bitte nicht mehr rufen :-)!). Auch hier wieder: Es ist nicht für alle immer gleich schwer auf etwas zu verzichten. Kein Alkohol, Rauchen, Drogen allgemein, Zucker, Handy, Spielcasino, Arbeit……schlussendlich ist alles schädlich auf seine Art.

Lesen wir in der Geschichte zurück, dann ist Verzicht nichts Neues. Durch die Geschichtsbücher blättern und wir werden zu jeder Zeit fündig. Meines Wissens fruchtete «Verzicht» nicht nachhaltig und hat die Welt dadurch nicht verändert.

Somit halte ich mich an unseren berühmten Schweizer Arzt, Philosophen und Mystiker Theophrastus Bombast von Hohenheim sich Paracelsus nennend der sagte: «Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, daß ein Ding kein Gift ist.» Mit dieser Lebensweisheit verzichte ich wo es nötig ist und sonst vielleicht - auch mal nicht.

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