Wenn der Schocki-Osterhase an allem Schuld ist

Verena Lüthi, 29.03.2023

Verena Lüthi
Verena Lüthi

Schon seit Wochen grinsen mich die österlichen Leckereien siegesbewusst aus jeder noch so kleinen Verkaufsnische an, als ob sie wüssten, wie leicht ich zu verführen bin. Da nützt kein noch so guter Vorsatz, mich zukünftig nicht mehr von Süssigkeiten um den Finger wickeln zu lassen. Gegen die zauberhaften Häschen aus zitronengelbem Gelée, den Schoko-Nestchen, gefüllt mit herrlich süssem Zuckerfond und mit neckisch winzigen Eierchen garniert und überhaupt, dem ganzen Schleckzeug gegenüber, bin ich völlig machtlos ausgeliefert.

Obwohl ich mich in den folgenschweren Nachwehen bestens auskenne, zwingen mich die Schoko-Ostereier in die Knie und landen punktgenau in meinem Einkaufswagen, hinterher in meinem Mund und schliesslich auf den Hüften.

Gut, oft hoffe ich insgeheim auf ein Wunder, irgendwann doch noch widerstehen zu können. Ich stelle mir vor, wie ich mit gleichgültigem Blick auf der Rolltreppe im Einkaufszentrum an den lockenden Süssigkeiten nach oben schwebe, ohne zuzugreifen - versteht sich!

Schliesslich schaffe ich es meist mit dem Weihnachtsgebäck, halte mich beinahe spartanisch an Kleinstmengen. Aber beim süssen Osterschmaus, bin ich irgendwie machtlos.

Es gibt einfach nichts zum Schönreden, es ist eine Tatsache beim Osterzuckerzeugs bin ich manipulierbar, ob mir das passt oder nicht.

Ich frage mich, welche geheimnisvolle Kraft sich ausgerechnet hinter dem Naschwerk versteckt, das sich um Ostern drapiert.

Liegt es daran, dass bald Ostern und damit Frühling ist? Was würde zum Beispiel passieren, wenn die Osterleckereien plötzlich im Spätherbst und die Weihnachtsplätzchen im März angeboten würden?

Feiern wir diese Feste, weil wir schon Wochen, ja Monate vorher durch üppige Auslagen zum Kauf animiert werden, oder weil wir uns darauf freuen, dass Ostern ist und wir dann halt eben gerne Schokihasen und Zuckereili naschen?

Warum denn greife ich hemmungslos zu, beginnend ab den ersten Märztagen bis dann nach Ostern der Spuk wieder vorbei ist? Es gibt ja Leute, die versuchen es sogar mit Fasten während der Fastenzeit – das ist leider auch nicht so mein Ding, obwohl man sich damit diese suchtartigen Gelüste nach Süssem noch rechtfertigen könnte. Oder ist meine Mutter schuld? Schliesslich sind ja bei allem Nichterklärbaren oder beim Nicht-selber-verantwortlich-sein-wollen die Mütter Schuld, wir kennen das ja!

In einem katholischen Elternhaus gross geworden, gab es bei uns während der Fastenzeit normale Mahlzeiten aber kein Dessert und nichts Süsses – und das während den ganzen vierzig Fastentagen zwischen Aschermittwoch und Ostern! Bis endlich in der Osternacht die Kirchenglocken jubilierten und uns damit das Ende der süsslosen Zeit einläuteten – Halleluja!

Liebste Mama, hast du mir etwa durch diesen Zwang zum Verzicht, mein lebenslanges Verlangen nach Ostersüssigkeiten eingeimpft? Oder sind es doch die Werbefritzen, die mich durch die ewig gleich aussehenden Süssigkeiten an meine Kindheit erinnern und gross vor meiner Nase platziert zum Kauf verleiten?

Aber das untersuche ich jetzt nicht näher, beende diesen Blog und gönne mir noch bis Ostern farbenprächtige Geleehäschen und die süssesten Schoko-Nestchen.


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