Zora Debrunner - Alles geschlossen - es nervt

Ich bin ja wirklich nicht so der Typ Mensch, der sich zu Neujahr gute Vorsätze vornimmt. Wenn ich mir was "Neues" vornehme, dann darf es gerne am 17. September oder am 6. Mai sein. Ich war in der Vergangenheit sogar sehr genervt, wenn ich die ersten Januartage im Fitnesscenter nicht mehr in Ruhe trainieren konnte, weil so viele Hoffnungsfrohe ihr Glück versuchten. Und mich von meinem dabei abhielten.

Nein. Ich setze mir keine Vorsätze fürs neue Jahr. Ich führe lediglich mein Bulletjournal, meine Kalender, mein Tagebuch und meine Dankbarkeitsliste. Ich möchte lieber leben im Jetzt und in der Gegenwart Ziele erreichen, denn ab dem 1. Januar. Ich will schnell Resultate sehen und nicht erst in 2 Wochen oder 4 Monaten. Ich bin viel zu ungeduldig.

In früheren Jahren habe ich mich auf Geburtstage gefreut. Den meines Vaters. Seiner Frau. Meinen eigenen. Mein Vater ist nicht mehr da und ab jetzt werden alle Geburtstage anders.

Was ich in diesem Jahr gelernt habe, ist, dass immer alles anders kommt, als man es sich vorgenommen hat. Das ist zwar ärgerlich, vor allem wenn es um die schönen Dinge im Leben geht. Es hat aber auch etwas Gutes, wenn eben nicht alles planbar ist. Ich jedenfalls übte mich im Aushalten, im Warten und im Erkunden der Kreativität der Langeweile.

Wenn nämlich Shoppingtempel, Restaurants und Sportanlagen geschlossen sind, wird man auf sich selber zurückgeworfen. Man entwickelt vielleicht einen eigenen Lebensrhythmus, der sehr viel langsamer als früher ist - und so vielleicht auch gesünder.

Ich mag mich nach dem Rhythmus der Natur richten, darauf warten, dass der Winter aus den Pflanzen verschwindet und die Knospen treiben. Dass nach diesem Winter alles wieder erwacht und das Leben weiter geht.