Monika Hengartner, 19.11.2018
In der Regel haben wir kaum einen Zugang zu unserem dunklen Inneren. Es ist einfach da. Wir fragen auch nicht wieso. Funktioniert es in unserem Inneren einmal nicht wie gewohnt, sind wir ratlos. Dann sind wir dankbar für eine möglichst klare Benennung des Problems und gerne um eine bereits erprobte, sichere Heilung oder zumindest Linderung für das dunkle Leiden.
Wie leicht und schnell solidarisieren wir uns mit der versprochenen Hilfe durch ein ausgewechseltes Organ. Wir können uns in die Not eines Patienten einfühlen und sehen kein Problem darin, jemandem, der eh tot ist, dieses für einen anderen heraus zu schneiden.
Was jetzt, wenn ans Licht kommt, dass die Chirurgen die für tot erklärten Menschen dennoch(?) vorzugsweise bei Vollnarkose operieren?
Was, wenn uns klar wird, dass ein lebendes Organ nur von einem noch lebenden Menschen heraus geschnitten werden kann?
Und was, wenn wir erkennen, dass der Sterbeprozess des Menschen dem Geburtsprozess sehr ähnlich gegenüber steht?
Was hindert uns, auch dem Sterben diese sanfte Würde, Begleitung, Stille, Geborgenheit und Zeit zuzugestehen?
Zitat: Heinz-Gerhard Friese