Ein Herz für Spender

Gaby Kratzer, 19.11.2018

Alle sind bereit für den ersten Schnitt. Der Arzt mit dem Skalpell, die Narkoseärztin, die Operations-Schwestern mit all dem nötigen Besteck, um eine Explantation durchzuführen. Sie lesen richtig nur raus, nichts rein. Nachher wieder sauber schliessen und die Geräte endgültig abstellen. Jakob hatte einen Schlaganfall beim Fliegenfischen. Seinem grossen Hobby. Er wurde sehr spät von Spaziergängern entdeckt, da er einfach auf seinem Klappstuhl eingesunken sass und niemand die Brisanz der Situation erahnen konnte. Jakob war erst Ende 50 und damit rechnete wirklich niemand. Er hatte eine Patientenverfügung und einen Organspendeausweis in dem alles aufgeschrieben und geregelt war. Niemand musste in kurzer Zeit für ihn entscheiden. Er wollte es so. Multiple Organspende. Ist das wirklich richtig so? Jakob du atmest noch…. Dein Brustkorb hebt und senkt sich….. Du willst es so.

Die Temperatur im OP Saal ist konstant zwischen 22-26°Celsius. Trotzdem wirkt der Raum kalt. Die relative Luftfeuchte zwischen 30-60% und einem maximalen Geräuschpegel von 40 dB. Wie wichtig ist das jetzt noch? Jakob hört nichts mehr. Alles ist so keimfrei wie möglich. Von der Decke hängt eine grosse LED-Leuchte herunter, die ein schattenfreies operieren ermöglichen soll. Jakob wird hereingeschoben. Er hängt an der Herz-Lungen-Maschine. So gross wie ein Kleinwagen und wahrscheinlich auch so teuer, wenn nicht noch mehr. Das Leben von Jakob ist erloschen und doch kann er durch seine Organspende mehreren Menschen ein verlängertes Leben schenken.

Eine solche Organspende ist nur dann möglich, wenn bei der verstorbenen Person der Ausfall der gesamten Hirnfunktionen, also der Hirntod festgestellt wurde. Die Bezeichnung „Hirntod“ beschreibt den Zustand, wenn die Gesamtfunktion des Grosshirns, Kleinhirns und des Hirnstammes unwiederbringlich und vor allem unumkehrbar ausgefallen ist. Das Herz-Kreislauf-System einer hirntoten Person kann durch intensivmedizinische Massnahmen für eine begrenzte Zeit künstlich aufrechterhalten werden.

2005 wurde Ahmed, ein 11-jähriger Junge aus dem Flüchtlingslager in Dschenin (Westjordanland), mitten auf der Strasse erschossen. Wegen einer täuschend echt aussehenden Spielzeugwaffe. Israelische Soldaten verwechselten ihn mit einem bewaffneten Palästinenser. Er wurde tödlich am Kopf getroffen. Ein Kollateralschaden sagten sie.

Khatib entschied, im Moment des grössten Schmerzes, die Organe seines Sohnes israelischen Kindern zu spenden. Eine grosse Menschlichkeit und das mitten im Nahostkonflikt. Khatib erzählt, warum er sich für die Organspende entschied. Sein Bruder hätte eine neue Niere gebraucht, aber es gab keinen Spender. Deshalb wusste er, dass es Leute gibt, die verzweifelt auf ein Organ warten. Für 5 Kinder würde das Warten ein Ende haben. Mohammed der Beduinensohn erhielt eine neue Niere. Ahmeds Herz schlägt in der Brust von Samah, der Tochter einer Drusenfamilie. Menuha, die Tochter einer jüdisch-orthodoxen Familie muss nicht mehr zur Dialyse fahren. Wer sich für die ganze Geschichte interessiert kann den Film „Das Herz von Jenin“ schauen.

Mir läuft jedes Mal ein kalter Schauer über den ganzen Körper, wenn ich diese und ähnliche Geschichten höre.

Auch ich werde so Leben retten, wenn es nötig ist.

Autorinnen

Batliner Benita

Batliner Benita

Büchel Neuhold, Elisabeth

Büchel Neuhold Elisabeth

Dressler Birgit

Dressler Birgit

Hengartner Monika

Hengartner Monika

Keller Eveline

Keller Eveline

Klassen Anna

Klassen Anna

Gaby Kratzer

Kratzer Gaby

Petra Lienhard

Lienhard Petra

Lüthi Verena

Lüthi Verena

Marti-Neuenschwander Monika

Marti-Neuenschwander Monika

Julia Onken

Julia Onken

Beatrice Stössel

Beatrice Stössel

Silvia Trinkler

Trinkler Silvia

Datenschutzhinweis
Diese Webseite nutzt externe Komponenten, welche dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Lesen Sie dazu mehr in unseren Datenschutzinformationen.
Notwendige Cookies werden immer geladen