Eveline Keller , 17.05.2018
Wer beschäftig sich schon mit dem alltäglichen Unfug in Zeiten des Überflusses? Ich natürlich und zähle mich zu den ‘ewig Gestrigen’. Trotzdem, das tägliche Kopfschütteln vor Unverständnis für die heutige Welt muss auch mal ausgesprochen werden.
Neulich war ich in den Reitferien. Ich reite gerne, aber da ich in meinem ausgefüllten Leben weder Gelegenheit noch Musse habe, tue ich es in den Ferien. Auf dem wunderschön gelegenen Reithof, in der malerischen Landschaft der Toscana trafen sich Reitwillige und andere. Leider war die Nachfrage grösser, als die Anzahl der Pferde und so brach einige Hektik aus im Verteilkampf, wer, wann, welches Pferd reiten durfte. Nur kein Stress! Entspannen war angesagt. Schliesslich war man in den Ferien? Das Wetter war top, und wenn eben die Pferde schon ausgebucht waren, war da noch eine ganze Werkstatt voller neuester Mountainbikes, mit denen man eine Tour unternehmen konnte.
Ich blinzelte angenehm matt in der Frühlingssonne und sah dem Treiben amüsiert zu. Da hetzten Eltern hin und her, um noch schnell eine Reitstunde für ihren Sohn, ihre Tochter herauszuholen; oder um sich ein Bike und eine Route erklären zu lassen; oder um zusammen mit einer Gruppe den Wochenmarkt in der nächsten Stadt zu besuchen. Da stürzten sich Kinder auf zurückkehrenden Eltern und bestürmten sie, endlich etwas mit ihnen zu unternehmen.
Was für ein Durcheinander! Dafür müsste es eigentlich eine App geben, dachte ich. Man stelle sich vor, die beteiligten Eltern könnten sich auf der App einloggen und sich so helfen lassen, sich ihre täglichen vierundzwanzig Stunden optimal auszufüllen. Sie könnten damit ihre Familien-Zeit, die sie mit einem oder allen Kindern, und/ oder mit dem Partner verbringen, zurechtlegen und sich dazu eine Ausspann-Zeit oder eine Hobby-Beschäftigungs-Phase einplanen. Kopfschütteln. Scheint ja wirklich schwierig. Wie hatten wir das nur ohne App geschafft?
Auf Google finde ich gleich ein breites, ähnliches Angebot: Es gibt das Schule-App, die Familien Einkaufsliste, auf der alle ihre Wünsche eintragen können. Es gibt den Familien-Chat und das Tracking-App, zur Überwachung freilaufender Kinder. Es gibt das App ‘Babyplaces’, das anzeigt, wo sich in der Gegend, der nächste Kinderspielplatz oder ein kinderfreundliches Restaurant befindet und viele mehr. Meine Idee ist bereits realisiert. Und ich denke, ich bin und bleib eine ‘ewig Gestrige’.