Gaby Kratzer, 27.02.2018
Wir müssen nicht die Frauen korrigieren sondern die Rahmenbedingungen, also die Spielregeln verändern. Dann ändert sich auch unser Denken über Frauen und Männer. Selbst in der Schweiz sind Frauen noch immer in den meisten Bereichen schlechter gestellt als die Männer. Dies zeigen Studien des Bundesamtes für Statistik. Frauen sind auf höheren Posten in der Wirtschaft untervertreten, haben schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und verdienen je nach Branche sogar 6 bis 21 % weniger.
Viele Frauen wissen zwar, dass dieser Tag
existiert, haben aber keinen Bezug dazu. Bei den Fragen kamen Themen wie:
„Gleichberechtigung in der Arbeitswelt“ und es war vor allem der Lohn gemeint,
wenn Frau und Mann die gleiche Arbeit verrichten. Frauen in höheren Positionen,
die souverän und kompetent sind, werden oft nicht besonders geschätzt und
werden als autoritär wahrgenommen. Wenn ein Mann die gleiche Verhaltensweise an
den Tag legt, dann ist er ein Teufelskerl und wird trotzdem geachtet. Obwohl
beide gleich kompetent sind und einen guten Job leisten, stossen Frauen mit
diesen Kompetenzen dennoch nicht auf Anerkennung. Es wird widerwillig mit ihnen
zusammengearbeitet. Das Rollenbild, wie eine gute Frau auszusehen und wie sie
sich zu verhalten hat, ist durcheinander. Eine Frau ist entweder kompetent oder
liebenswert. Ist sie aber erfolgreich, tritt zudem professionell auf, passt sie
nicht mehr in die traditionellen Vorstellungen. Wir Frauen sind gegen diese
Denkart nicht immun. Oder was denken Sie, wenn eine Pilotin sie auf ihrem Flug
in die Ferien begrüsst?
Zu bedenken ist, dass Männer der gleichen Problematik ausgesetzt sind. So werden zum Beispiel Schneider, Altenpfleger, medizinische Praxisassistenten kaum gesehen. Noch immer herrscht in unseren Köpfen die Meinung, dass Männer, in diesen typischen Frauenberufen, wie Friseure oder Flugbegleiter sicher homosexuell sind. All das ist in unserer eingeschränkten Denkweise verankert. Solange wir noch fast keine männlichen Kindergartenlehrer oder weibliche Ingenieurinnen sehen, verbinden wir die Berufe auch nicht mit diesen Geschlechtern. „Seeing is believing“. Wenn mehr Frauen sichtbar sind in diversen Positionen der Politik oder Wirtschaft, dann werden sie auch mehr gewählt. Studien haben gezeigt, dass gemischte Teams besser abschneiden als homogene. Trotzdem ist zu überdenken, wie sinnvoll es ist, eine solche Regelung einzuführen. In Norwegen ist sie seit 2003 für Aufsichtsräte eingeführt. Teilweise wurden dafür die Anzahl der Aufsichtsräte einfach aufgestockt, damit die 40% Frauen ihren Platz einnehmen konnten.
Gleichstellung geht auch weiter beim Mutterschaftsurlaub. Frauen erhalten nach der Geburt 14 Wochen mit 80% des letzten Lohnes. Warum gibt es keinen Elternurlaub? Wenn, dann sind doch beide Elternteile genau gleich wichtig für das Wohl des Kindes. Es gibt noch weitere Punkte die man auf Gleichheit durchleuchten könnte. Gleich ist nicht immer gleich, manchmal ist es einfach gleicher.
Es gibt genügend weibliche Vorbilder. Diese drei Frauen veränderten die Geschichte: Jeanne D’Arc ist die Nationalheilige Frankreichs, Marie Curie entdeckte Polonium und Radium und erhielt den Nobelpreis gleich zweimal, Anne Frank (starb mit 15 Jahren in einem KZ) wurde zum Symbol für das Schicksal von Millionen von Juden. In fast zwanzig Ländern sind derzeit Frauen an der Spitze von Staat oder Regierung. Dienstälteste Machthaberin ist Angela Merkel. Wir sollten uns deshalb nicht Bücher, von selbsternannten Autorinnen, zum Vorbild nehmen, in denen erklärt wird, wie man sich einen Millionär angeln kann. Den Prosecco können wir uns auch so genehmigen. Spätestens am 08. März, wenn wir zusammenstehen für den „Internationalen Frauentag“.
Lasst uns gemeinsam das System verbessern und nicht die Frauen. Kein „Let’s fix the women“, sondern wir helfen den Frauen in der Welt, so wie sie ist, erfolgreich zu sein. Gleichberechtigung in den Rahmenbedingungen, sich mehr zutrauen und von zu Hause aus, ein natürliches Selbstvertrauen mitgeben.