Vom alltäglichen Wahnsinn

Verena Lüthi, 17.05.2018

Vom alltäglichen Wahnsinn

Hand aufs Herz; Kennen Sie einen einzigen Menschen, der die Werbeflut mag, die tagtäglich unsere Briefkästen füllt? Vor ein paar Jahren hat man noch annehmen können, wenn nur genug „Keine Werbung-Kleber“ angebracht sind, werden die Hersteller es irgendwann merken und damit aufhören. Zudem eroberte die Werbung das Internet, also war die Hoffnung, es ende die Papierflut im Briefkasten, durchaus berechtigt. Wer käme schon auf die Idee, dass das Gegenteil eintreffen könnte.

Nehmen wir mal an in einem Zweihundert-Seelen-Dorf gibt es einen Bäcker, der die Gemeinde mit Brot versorgt, es folgt ein Supermarkt, der ebenfalls Brot anbietet. Logische Folgerung, entweder verkaufen beide weniger, oder einer gibt auf. Bei der Werbung ist es leider umgekehrt. Fast wie beim Wunder der Brotvermehrung wird es stets mehr: Flyer, Kataloge und Heftchen unterschiedlicher Grösse und Umfang schiessen aus dem Boden, wie Löwenzahn im Frühling und verstopfen tagtäglich die Briefkästen.

Wir schnüren immer grössere Mengen von Altpapier und das nicht nur vor Weihnachten, wenn uns all die Geschenkkataloge zusätzlich ins Haus flattern. 

Da die „Keine-Werbung-Kleber“ wohl oder übel respektiert werden müssen, kam die Branche auf eine neue Idee. Ganze Werbepakete werden einfach in die Gratiszeitungen gelegt. So liegt zwar keine offene Werbung im Briefkasten, dafür eine Mogelpackung Gratiszeitung und all der Papierunsinn landet weiterhin frisch und munter dort, wo er hin soll, bei jedem einzelnen von uns.

Schauen wir uns einmal diesen ganzen Produktionsschwachsinn an: Um die Sache abzukürzen, beginnen wir mit dem fertigen Papier. Eins hat ein Produkt, das er bewerben will; Zwei fotografiert; Drei textet mehr oder weniger intelligent; Vier gestaltet es; Fünf druckt den Prospekt; Sechs sortiert die Stapel; Sieben legt sie in die Tageszeitung; Acht verteilt sie; Neun nimmt sie aus dem Briefkasten; Zehn wirft sie - ungelesen notabene – ins Altpapier; Elf schnürt es und gibt es der Abfuhr mit; Zwölf sammelt es ein; Dreizehn ladet es aus; Vierzehn recycelt es und der ganze Unfug beginnt von vorne.

Hand aufs Herz, gibt es noch einen grösseren Blödsinn, dem wir tagtäglich ausgesetzt sind?

Autorinnen

Batliner Benita

Batliner Benita

Büchel Neuhold, Elisabeth

Büchel Neuhold Elisabeth

Dressler Birgit

Dressler Birgit

Hengartner Monika

Hengartner Monika

Keller Eveline

Keller Eveline

Klassen Anna

Klassen Anna

Gaby Kratzer

Kratzer Gaby

Petra Lienhard

Lienhard Petra

Lüthi Verena

Lüthi Verena

Marti-Neuenschwander Monika

Marti-Neuenschwander Monika

Julia Onken

Julia Onken

Beatrice Stössel

Beatrice Stössel

Silvia Trinkler

Trinkler Silvia

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