Irène, 09.12.2016
Guten Tag miteinander,
Bald ist wieder Weihnachten. Schon seit ein paar Wochen mache ich mir
Gedanken rund um das Thema Weihnachtsgeschenke. Das Kapitel mit den Erwachsenen
klappt gut, da haben wir seit Jahren eine gute Lösung gefunden. Aber, und da
liegt mein Problem, da sind noch die Enkel. Sehen Sie, ich liebe meine Enkel!
Und ich wäre sehr gerne eine der besten Grossmütter dieser Welt, am liebsten so
eine wie ich eine hatte…Sie buck für uns Grittibenzli, setzte uns hinten aufs
Fahrrad um mit uns zum Weihnachtsgeschenkli auslesen in die nächste Stadt zu
fahren, versorgte uns mit Guetzli usw. kurz und gut, wie im Bilderbuch. Aber
für mich liegt das gar nicht drin. Ich hüte meine Enkel damit die Mütter
arbeiten oder sonst noch einiges tun können. Das mache ich gerne, aber leider wurde
ich so zum Hüeti – Grosi degradiert, und das finde ich schade. Und mit den
Weihnachtsgeschenkli zeigt sich nun auch ein Problem. Die Enkel haben so
vieles! Sie bekommen von den Eltern, die ja beide arbeiten und somit über
reichlich Finanzen verfügen, so viele Geschenke… was kann ich jetzt noch
schenken? Da ich hüte und seit Jahren keine Zeit habe um Geld zu verdienen, ist
mein Portemonnaie wesentlich leichter, leider.
Irgendwie macht mich diese Sache traurig. Vielleicht geht es ja andern auch so?
Kann mir jemand raten wie ich mich zum Bilderbuchgrosi mausern kann?
Danke im Voraus und eine feierliche Vorweihnachtszeit.
Eliane
Liebe Eliane
Danke für das Vertrauen uns zu schreiben. Ich kann dein Anliegen sehr gut versehen.
Weihnachten steht vor der Tür und du machst dir seit einiger Zeit Gedanken, was du deinen geliebten Enkelkindern schenken könntest. Gerne wärst du eine Bilderbuchoma, so wie es deine Grossmutter für dich war. Nun – die Zeiten haben sich geändert - für viele Grossmütter.
Anstatt für deine Enkelkinder Grittibänze und Guezli zu backen, mit ihnen Fahrrad zu fahren und sie einfach hin und wieder zu sehen, nimmst du die grosse und verantwortungsbewusste Aufgabe wahr, indem du sie regelmässig betreust. Diese Aufgabe macht dir einerseits Freude, andererseits aber fühlst du dich zum Hüeti-Grosi degradiert. Du schenkst ihnen während des ganzen Jahres sehr viel Zeit und verzichtest somit darauf, einem eigenen Erwerb nachzugehen. Es macht dich traurig, dass dir jetzt das entsprechende Geld für Geschenke fehlt.
Liebe Eliane, dein grosses Engagement verdient Respekt und Anerkennung! Die Verantwortung die du übernimmst, und die Geduld und Zeit, welche du für diese Aufgabe erbringst, sind äusserst wertvoll und unbezahlbar. Mit deinen Einsätzen für die Familie ermöglichst du den Eltern deiner Enkel arbeitstätig zu sein, und den Lebensstil zu pflegen, den sie sich wünschen. Ich frage mich aber, ob dabei deine Wünsche auch berücksichtigt werden? Ich möchte dich ermuntern, dir deine Bedürfnisse in Bezug auf das Grosidasein zu überlegen und mit den Eltern deiner Enkelkinder offen darüber zu reden.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine schöne Weihnachtszeit und ein erfreuliches und gutes 2017.
Herzliche Grüsse
Irène (Absolventin im Lehrgang zur psychologischen Beraterin)
* Mein Tipp: Backe doch während des Hütens mit den Kindern Guezli und Grittibänze, welche Ihr dann verzieren und gemeinsam unter den Weihnachtsbaum legen könnt. Den Eltern der Kinder könntest du ein Paket, gefüllt mit „Zeit für das nächste Jahr“ und vielleicht einem schönen Gedicht zum Thema Zeit, schenken. Mit dieser Symbolik wird der Familie bewusst gemacht, was du das ganze Jahr über Wertvolles für sie leistest. *